Das Geheimnis der Saz – ein bezaubernder Roadmovie über eines der ältesten Musikinstrumente

Theresia, unsere Workaway-Kollegin in Apulien, hat uns auf einen aussergewöhnlich schönen Film aufmerksam gemacht. Ihre Nachbarin in einem Berliner Kiez hütet das Kind einer Musikerin und bei einem Gartenfest begegnet sie dieser Musikerin. Und jetzt unsere Begegnung mit Theresia in Apulien, bei der wir das gemeinsame Interesse an Reisen, interkulturellen Begegnungen und traditioneller Musik entdecken. Der Anstoss zu einem sehr schönen Apéro-Cinéma-Abend in der Workaway-Küche.

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Was bleibt …. ist die Liebe

Es dürfte 1977 gewesen sein, als ich 19-jährig meine erste Reise alleine per Autostopp durch Frankreich unternahm. Die Reisestrecke ergab sich damals aus den Mitfahrgelegenheiten: Saarbrücken, Metz, Caen in der Normandie, Bayeux, Mont St.Michel, Binic in der Bretagne, Saint Brieux, Paris, Dijon, Taizé … so etwa die Etappenziele. Was mir besonders in Erinnerung blieb, nebst den üblichen Sehenswürdigkeiten? … In Binic ass ich die ersten Langoustines meines Lebens; vom Kellner musste ich mir erklären lassen, wie man diese isst. Im Hintergrund lief ein französischer Chanson, der damals gerade hoch im Kurs war: „Prendre un enfant par la main“ von Yves Duteil. Ein sehr feinfühliger Text, der es in sich hat. Fabienne Marsaudon, welche wir beim Brel-Barbara-Konzert erleben durften, hat mir dieses schöne Lied wieder in Erinnerung gerufen. Unten der Liedtext in Originalsprache (weil er nur in französisch so melodiös und prägnant klingt).

Und der Klassiker von Jacques Brel durfte natürlich auch nicht fehlen: Quand on a que l’amour … wunderschön schlicht und glaubwürdig interpretiert von Fabienne Marsaudon.

Zwei Liedtexte, die für mich eine starke Antithese darstellen zur scheinbaren Zwangsläufigkeit von Krieg, Gewalt, Profitgier und Eigennützigkeit.

PRENDRE UN ENFANT PAR LA MAIN (Yves Duteil, 1977)

Prendre un enfant par la main
Pour l’emmener vers demain
Pour lui donner la confiance en son pas
Prendre un enfant pour un roi

Prendre un enfant dans ses bras
Et pour la première fois
Sécher ses larmes en étouffant de joie
Prendre un enfant dans ses bras

Prendre un enfant pas le coeur
Pour soulager ses malheurs
Tout doucement sans parler sans pudeur
Prendre un enfant sur son coeur

Prendre un enfant dans ses bras
Mais pour la première fois
Verser des larmes en étouffant sa joie
Prendre un enfant contre soi

dou, dou, dou, dou…

Prendre un enfant par la main
Et lui chanter des refrains
Pour qu’il s’endorme à la tombé du jour
Prendre un enfant par l’amour

Prendre un enfant comme il vient
Et consoller ses chagrins
Vivre sa vie des années et soudain
Prendre un enfant par la main

En regardant tou au bout du chemin
Prendre un enfant pour le sien

Quand on n’a que l’amour (Jacques Brel, 1956)

Quand on a que l’amour 
A s’offrir en partage 
Au jour du grand voyage 
Qu’est notre grand amour

Quand on a que l’amour 
Mon amour toi et moi 
Pour qu’éclatent de joie 
Chaque heure et chaque jour 

Quand on a que l’amour 
Pour vivre nos promesses 
Sans nulle autre richesse 
Que d’y croire toujours 

Quand on a que l’amour 
Pour meubler de merveilles 
Et couvrir de soleil 
La laideur des faubourgs 

Quand on a que l’amour 
Pour unique raison 
Pour unique chanson 
Et unique secours 

Quand on a que l’amour 
Pour habiller matin 
Pauvres et malandrins 
De manteaux de velours 

Quand on a que l’amour 
A offrir en prière 
Pour les maux de la terre 
En simple troubadour 

Quand on a que l’amour 
A offrir à ceux là 
Dont l’unique combat 
Est de chercher le jour 

Harfe und Gesang

Ja, ich bin mir bewusst, dass schon längst ein Wochenbericht fällig wäre. Die Zeit im „Caillou Blanc“ war so dicht und voll, dass ich diese Erfahrungen in einem 3-Wochen-Bericht zusammenfassen werde (Entwurf in Arbeit). Wir haben uns am Pfingstsonntag von unseren Freunden verabschiedet und sind an die Nordküste der Bretagne (die „côte du granit rose“) weitergereist. Und Abends wieder so ein besonderer Zu-Fall: wir stehen beim Stellplatz des Parc du Randôme, entdecken dann zufällig, dass gleich daneben ein originelles Projekt steht (das http://www.levillagegaulois.org/) und beim Blick auf deren Website, dass dort in einer halben Stunde ein Harfenkonzert stattfindet. Fertig essen, Geschirr stehen lassen und los geht’s. Danach werden wir gleich mehrfach beschenkt: die bretonische Harfenistin und Sängerin MORGAN gibt im schilfgedeckten Gemeinschaftshaus des Gallierdorfes ein wunderschönes und sehr persönlich geprägtes Konzert – an der Feuerstelle. Und vor dem Eindunkeln konnten wir noch einen knappen Eindruck einiger dieser Bauten gewinnen.

Ein Mitglied der Association MEEM (Monde des Enfants pour les Enfants du Monde), freiwilliger Mitarbeiter und bald pensionierter Lehrer, erläutert mir die Geschichte dieses Vereins und dieses Ortes. 1983 beschlossen eine Handvoll Freunde, einen alternativen Freizeitpark für Kinder zu errichten. Die Idee eines gallischen Dorfes lag nicht nur aus regionalen und geschichtlichen Gründen nahe: ein solches kann nämlich mit vor Ort vorhandenen Materialien (Stein, Lehm, Wasser, Holz, Schilf) und mit einfachen Geräten in weitgehender Handarbeit errichtet werden. Ziel war und ist es, einen sinnvollen Freizeitpark zu errichten, damit Geld zu verdienen und 60% des Ertrags zu Gunsten afrikanischer Kinder zu investieren. Mit sehr viel Freiwilligen-Arbeit, mit viel Spass und Fantasie wurden sehr originelle und eindrückliche Bauten und Spiele errichtet, ein grosser Weiher angelegt, ein gallisches Restaurant mit Lehmofen eingerichtet… und sogar ein rund sechs Meter hoher Menhir aufgestellt (mit Seilen, Rollen und den vereinten Kräften mehrerer Hundert Helferinnen und Helfer). Das Ganze funktioniert nun schon über 20 Jahre und die Projektgelder für Afrika liegen weit über einer Million Euro. Heute sind sechs Personen für den Parkbetrieb angestellt, alles Andere läuft weiterhin freiwillig.

Ich bin sehr beeindruckt von dieser originellen und solidarischen Idee, von der andauernden und nachhaltigen Freiwilligen-Arbeit und vom langfristigen Nutzen, der dadurch auch in Afrika gestiftet wurde. Chapeau, allen Beteiligten!

Überraschendes Hauskonzert

,Ce qui demeure … das was bleibt. Am Freitagabend 31.Mai erhielten wir Gelegenheit, an einem Hauskonzert in privatem Rahmen teilzunehmen. Schon die Fahrt auf die Halbinsel bei Trégunc war eindrücklich: sattes Grün und üppige Pflanzenvielfalt soweit das Auge reicht. Dann kamen wir in ein grosses herrschaftliches Landhaus, dessen Salon unkompliziert für das Konzert hergerichtet worden ist. Zu Ehren der fanzösischen Chanson-Legenden Jacques Brel und Barbara war dieser Konzertabend angesagt. Die bretonische Sängerin, Komponistin und Gesangslehrerin Fabienne Marsaudon interpretierte ausgewählte Chansons und kommentierte die Auswahl in äusserst einfühlsamer und sympathischer Art. Begleitet vom virtousen Spiel des (Jazz-)Pianisten Michel Précastelli, dessen Tessiner Wurzeln beim nachfolgenden Gespräch zum Vorschein kamen. Dieser Abend war ein Geschenk der besonderen Art: zum einen die Begegnung mit der wunderbar poetischen Sprache eines Jacques Brel, dann eine subtile Schilderung der künstlerischen Begegnungen zwischen Brel und Barbara und schliesslich unsere Begegnung mit zwei höchst behutsamen, bescheidenen und feinfühligen Interpreten ohne jede Starallüren. Ein einziger Genuss, auch was das nachfolgende PicNic betrifft.

Ce qui demeure – das was bleibt. Fabienne Marsaudon hat unter diesem Titel eine CD mit eigenen Kompositionen und sehr lebensnahen und feinfühligen Texten eingespielt. Kleine Kostprobe auf Youtoube.

Ce qui demeure

Il y a ce qui passe
et puis ce qui demeure
Il y a ce qui s’efface
ce qui jamais ne meurt

Il y a le superflu
l’anodin, l’anécdote
et puis le jamais vu
l’essentiel, l’antidote

Il y a ce qui s’achète
ce qui n’est pas à vendre
Il ya ce qui s’arrête
ce qui marche sans se rendre

Il y a tout ce bruit
et le chant de la mer
Il y a ce qui s’enfuit
et puis ce qui éspère

Il y a ce qui fleurit
et puis ce qui s’étiole
Tout ce qui porte fruit
et tout ce qui s’envole

Il y a les ouragans
et les neiges éternelles
Il y a ce qui ment
et ce qui se révèle

Il y a derrière les choses
une inlassable voix
qui offre, qui propose
et nous laisse le choix. (Text: Fabienne Marsaudon)