Die Kunst des guten Lebens (R.Dobelli)

Rolf Dobelli, Die Kunst des guten Lebens – 52 überraschende Wege zum Glück
ISBN 978-3-492-97807-1 / © Piper Verlag GmbH, München 2017

Dieses Buch – eine Kolumnen-Sammlung von Rolf Dobelli – hat mich sehr inspiriert. Es liest sich leicht, regt zu ungewohnten Perspektiven an und macht Mut, eigene Prioritäten für das Leben zu setzen. In seinen Anleihen an die Philosophiegeschichte streift es ähnliche Aspekte, wie bereits das Buch „Ich brauche nicht mehr“ von Ines Maria Eckermann. Während jenes dann nützliche und praktische Ableitungen für den persönlichen Alltag bereitstellt, geht Dobelli statt dessen in der Analyse der aktuellen gesellschaftlichen Phänomene weiter. Einige Abschnitte aus Dobellis Buch, die mich besonders angeregt haben, sind nachfolgend zitiert:

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Auf ins nächste Jahrzehnt

Glückwünsche:
Dass du dir glückst.
Dass dir das glück anderer glücke.
Dass durch dich
Ein oder zwei menschen
Besser sich glücken.
Dass das glück dich nicht blende
Für das unglück anderer.
Dass du dir glückst
Auch im unglück.
Dass eine welt werde,
wo zusammen mit dir
viele sich glücken können.
(Kurt Marti, Berner Theologe und Schriftsteller, 1921-2017)

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Chronisch fabelhaft

Ein Titel der aufhorchen lässt, der gwundrig macht, gell ….
Unter diesem Titel führt Samira Mousa ihren sehr gehaltvollen Blog von der Kategorie „unbedingt mal reinschauen, sich vertiefen, sich anregen und inspirieren lassen“. Unsere Tochter hat mich auf die zwei Bücher aufmerksam gemacht, zwei Bücher die man nicht mehr aus der Hand legen möchte bis man sie ausgelesen hat: spannend, berührend, ermutigend. „und morgen Santiago – Auf dem Jakobsweg zu mehr Zuversicht und Glück … mit multipler Sklerose“ heisst das erste Buch, „und morgen die Welt – wie ich einen Schicksalsschlag in das grösste Abenteuer meines Lebens verwandelte“ das zweite Buch. Nun erschliesst sich auch, weshalb von „chronisch“ die Rede ist: die junge Berlinerin Samira Mousa wurde 2013 im Alter von dreiundzwanzig Jahren mit der Diagnose MS konfrontiert. Sie schreibt mit lockerer Feder gegen diese Krankheit an oder vielmehr … sie erzählt mit ehrlicher und positiver Energie, wie sie gerade durch diese chronische Krankheit zu ihren Ressourcen gefunden hat. Heute verbindet sie ihr Talent zum Schreiben und ihren Hang zum Unkonventionellen mit ihrer Entdeckungsfreude und ihrer Lust zu einem nomadischen Lebensstil.

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Geschichtenfänger

In unserem Wohnort Trogen wird im Sommer 2019 unter dem Titel „Das glückselige Leben“ ein eigens kreiertes Freilufttheater aufgeführt. Dieses gründet einerseits auf der speziellen Geschichte und Atmosphäre des Dorfes, anderseits auf dem humanistischen Gedanken und Impulsen, welche vor über 300 Jahren von der hier ansässigen Textilhändler-Dynastie der Zellweger ausging.

Zur Sammlung von Rohmaterial für dieses Freilufttheater, zur Sammlung vielfältigster persönlicher Glücksgeschichten hat Mark Riklin das Geschichtenfänger-Netz ins Leben gerufen. Ich habe mich ebenfalls als „Geschichtenfänger“ einspannen lassen …. und bin gerne bereit, auch Deine Geschichte aufzunehmen. Ein Beitrags-Kommentar oder Mailkontakt genügt.

Die Beispiel-Geschichte, die ich bei einem lieben Freund einfangen durfte:

zweimal Glück gehabt
Th steht als ausgebildeter Forstwart und junger Familienvater auf dem Grundstück seines Bauernhauses, tatendurstig, verantwortungsbewusst und korrekt ausgerüstet. Er arbeitet normalerweise als Praktikant in einem Heim für Menschen mit Behinderung. An diesem freien Tag macht er sich daran, eine Esche zu fällen: Fall-Richtung bestimmen, Fallkerbe setzen, Fällschnitt …. doch dann fällt der Baum in die umgekehrte Richtung. Zum Glück kommt niemand zu Schaden … ausser einer kleinen Telefonleitung, die der Baum mit sich reisst. Th legt die Drähte zur Seite, arbeitet weiter und zerteilt den Baum. Einige Zeit später tauchen Gemeindearbeiter auf, aufgeregt und schreckensbleich. Die 10’000-Volt-Leitung zum nahegelegenen Betonwerk sei unterbrochen und das Betonwerk stehe still. Ob er etwas bemerkt habe? Offenbar ein pures Wunder und ein Riesen-Glück, dass er noch am Leben ist.   Die Leitung wurde repariert und das Betonwerk konnte den Betrieb wieder aufnehmen.   Dass danach eine Schadenersatz-Rechnung über 2500.- ins Haus flattert, ist für Th verständlich und nachvollziehbar. Doch wie sollte er diese bezahlen? Für die junge Familie ist diese Summe astronomisch. So macht er sich auf zum Besitzer des Betonwerks, um sich zu entschuldigen und die Möglichkeit einer Ratenzahlung zu erfragen. „Ja was arbeiten Sie denn?“. Als der Firmeninhaber hört, dass Th in einem Behindertenheim arbeitet, kommt die Aufforderung klar und unvermittelt: „Zerreissen sie die Rechnung und betrachten sie die Sache als erledigt.“ Der Firmeninhaber hat selber einen behinderten Sohn und zeigt damit seine Dankbarkeit für die Arbeit, die in solchen Heimen geleistet wird.    
wann/wo:       ca. 1985 / St.Galler Rheintal
wer:               Forstwart + Sozialpädagoge / männlich / Jahrgang 1957
eingefangen:  Christoph Popp, 30.Dez.2018

Glück ist das Einzige das sich verdoppelt, wenn man es teilt. (Albert Schweitzer)

…. Tue mehr von dem, was gut tut.

Wir schätzen das Privileg unserer derzeitigen Lebensphase, die eigene Lebenszeit nochmals ganz bewusst ausrichten zu können auf jene Werte, Themen, Menschen und Sachen, die uns besonders am Herzen liegen. Und für uns ist klar, dass es hierbei hauptsächlich um immaterielle Werte gehen wird, um solidarisches Handeln, um gegenseitige Unterstützung und Teilen, um Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. Mit unserer vorzeitigen Pensionierung nehmen wir zwar materielle Einschränkungen in Kauf, schenken uns aber gleichzeitig die Freiheit zum Experiment: sozusagen eine private Vorwegnahme wie es wäre, mit einem bedingungslosen Grundeinkommen zu leben. Wir sind gespannt zu erfahren, welche Energien ein solches Experiment freizusetzen vermag.

Leider fand die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens beim Schweizer Volk 2018 noch keinen Anklang. Als isoliertes – wenn auch visionäres – Projekt fehlten wohl tatsächlich noch relevante Rahmenbedingungen. Wenn die Digitalisierung weiter fortschreitet und die Lohnarbeit noch knapper wird, dann sind solche Reformen jedoch dringender denn je. Allerdings wird das wohl gekoppelt sein müssen mit z.B. einem neuen Bodenrecht (welches Bodenbesitz zum Allgemeingut macht, Boden nur im Baurecht weitergibt und ihn damit der Spekulation entzieht), einem Geldschöpfungsrecht, das alleine bei der Nationalbank liegt (Vollgeld-Initiative) und einer Kapitalfluss-Steuer (welche die unsinnige und unethische Akkumulation von Geld ohne Arbeit und damit das neuerliche Auseinanderdriften der Kapitalismus-Schere stoppt). Mehr dazu: Fairconomy – Initiative für eine natürliche Wirtschaftsordnung