In unserem Wohnort Trogen wird im Sommer 2019 unter dem Titel „Das glückselige Leben“ ein eigens kreiertes Freilufttheater aufgeführt. Dieses gründet einerseits auf der speziellen Geschichte und Atmosphäre des Dorfes, anderseits auf dem humanistischen Gedanken und Impulsen, welche vor über 300 Jahren von der hier ansässigen Textilhändler-Dynastie der Zellweger ausging.
Zur Sammlung von Rohmaterial für dieses Freilufttheater, zur Sammlung vielfältigster persönlicher Glücksgeschichten hat Mark Riklin das Geschichtenfänger-Netz ins Leben gerufen. Ich habe mich ebenfalls als „Geschichtenfänger“ einspannen lassen …. und bin gerne bereit, auch Deine Geschichte aufzunehmen. Ein Beitrags-Kommentar oder Mailkontakt genügt.
Die Beispiel-Geschichte, die ich bei einem lieben Freund einfangen durfte:
zweimal Glück gehabt
Th steht als ausgebildeter Forstwart und junger Familienvater auf dem Grundstück seines Bauernhauses, tatendurstig, verantwortungsbewusst und korrekt ausgerüstet. Er arbeitet normalerweise als Praktikant in einem Heim für Menschen mit Behinderung. An diesem freien Tag macht er sich daran, eine Esche zu fällen: Fall-Richtung bestimmen, Fallkerbe setzen, Fällschnitt …. doch dann fällt der Baum in die umgekehrte Richtung. Zum Glück kommt niemand zu Schaden … ausser einer kleinen Telefonleitung, die der Baum mit sich reisst. Th legt die Drähte zur Seite, arbeitet weiter und zerteilt den Baum. Einige Zeit später tauchen Gemeindearbeiter auf, aufgeregt und schreckensbleich. Die 10’000-Volt-Leitung zum nahegelegenen Betonwerk sei unterbrochen und das Betonwerk stehe still. Ob er etwas bemerkt habe? Offenbar ein pures Wunder und ein Riesen-Glück, dass er noch am Leben ist. Die Leitung wurde repariert und das Betonwerk konnte den Betrieb wieder aufnehmen. Dass danach eine Schadenersatz-Rechnung über 2500.- ins Haus flattert, ist für Th verständlich und nachvollziehbar. Doch wie sollte er diese bezahlen? Für die junge Familie ist diese Summe astronomisch. So macht er sich auf zum Besitzer des Betonwerks, um sich zu entschuldigen und die Möglichkeit einer Ratenzahlung zu erfragen. „Ja was arbeiten Sie denn?“. Als der Firmeninhaber hört, dass Th in einem Behindertenheim arbeitet, kommt die Aufforderung klar und unvermittelt: „Zerreissen sie die Rechnung und betrachten sie die Sache als erledigt.“ Der Firmeninhaber hat selber einen behinderten Sohn und zeigt damit seine Dankbarkeit für die Arbeit, die in solchen Heimen geleistet wird.
wann/wo: ca. 1985 / St.Galler Rheintal
wer: Forstwart + Sozialpädagoge / männlich / Jahrgang 1957
eingefangen: Christoph Popp, 30.Dez.2018