Süditalien 2019 – Wochenbericht 6

Am Montag 2.Dezember verabschieden wir uns auf Borgo Piazza, unserem Workaway-Einsatzort der letzten drei Wochen. Der Entscheid fiel nicht ganz leicht, hätten wir doch die Möglichkeit an diesem grosszügigen Ort noch länger zu bleiben oder den Camper gleich stehen zu lassen und im Frühling wiederzukommen. Da stünde dann gar ein Ferienhaus direkt am Meer zur Verfügung, welches es zu sanieren bzw. dessen Umgebung es zu roden gilt. Nun, ich löse schliesslich das Versprechen gegenüber Renata ein und chauffiere sie im eigenen Fahrzeug heimwärts. Nach Packen und Wohnung putzen bleibt uns noch Zeit, um frische Orangen und Mandarinen vom Baum zu pflücken. Trostpreis für Zuhause. Wir verlassen diesen bezaubernden Ort mit seiner äusserst grosszügigen und üppig grünen Landschaft und verabschieden uns von liebgewordenen Menschen (und Tieren, besonders Lila, der treuen Labrador-Hündin). Die Vorfreude auf die Lieben (und das bald ankommende erste Grosskind) und die Freunde zuhause erleichtern den Schritt.

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Süditalien 2019 – Wochenbericht 5

Borgo Piazza – zu Deutsch heisst dies eigentlich „Dorfplatz“. Hier in Kalabrien ist das ein vielfältiges Anwesen mit einem grosszügigen und ansprechenden Agriturismo-Beherbergungsbetrieb. Das ist aber auch ein 44-Hektaren-Grossgrundbesitz auf sanft geschwungenem hügeligem Gelände, das sind weitläufige Olivenbaum-Anlagen, Mandarinen- und Orangenplantagen, Hänge mit Mandelbäumen, Weingärten, Weiher als Wasserspeicher, Pferdeweiden und Gemüsegarten. Ein äusserst initiativer Unternehmer und Patriarch hat dieses Anwesen aufgebaut und geprägt, bevor er 84-jährig mit einem kleinen Bagger auf seinem Gelände tödlich verunfallte.

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Süditalien 2019 – Wochenbericht 4

Sonntag der 3.November war unser letzter Lese-Tag in Ali. Da es um diese Jahreszeit bereits sehr früh dunkel wird, wurde durchgearbeitet bis 16 Uhr. Dann das zwar späte aber umso üppigere Mittagessen: Pizza da Franco aus dem eigenen Holzofen, Arancini da Carmela, Tiramisu da Cecilia. Wunderbar und typisch sizilianisch. In dieser herzlichen Atmosphäre kommen uns in letzter Minute wieder Zweifel hoch: sollen wir nun weiterfahren – oder ein paar weitere Tage bleiben? Schliesslich fahren wir wie geplant nach Furci ins Studio, waschen unsere Wäsche bis nach Mitternacht, telefonieren mit einer Freundin in der Schweiz und Plaudern beim Limoncello mit Gioia, der anderen Workawayerin aus Kopenhagen. Anderntags Packen, Aufräumen, 5L „eigenes Öl“ einpacken, Café und Dolce geniessen und dann geht’s weiter nach Messina und mit der Fähre nach Villa S.Giovanni. Gioia ist bis dahin noch mit uns unterwegs; eine schöne Gelegenheit zum gemeinsamen Rückblick. Danach trennen sich unsere Wege und wir fahren weiter nach Scilla, dort wo Odysseus der Sage nach einem Meeresungeheuer getrotzt und eine weitere Prüfung bestanden haben soll, und dann nach Joppolo. Bei aufkommendem stürmischem Westwind übernachten wir auf einem einsamen Parkplatz direkt oberhalb der tosenden Brandung. Uns hat das Meeresungeheuer jedenfalls in Ruhe gelassen.

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Sizilien 2019: Wochenbericht 3 – in der Olivenernte

Unser Workaway-Einsatz in Furci Siculo bzw. im Olivenhain in Ali beginnt mit einigen Ruhetagen, da unsere Hosts – die drei Brüder Filippo (46), Sebastiano (44) und Danilo (27) unter der Woche noch anderen Erwerbstätigkeiten nachgehen und sich die Erntetage aufs Wochenende konzentrieren. Ein gemütliches Akklimatisieren also hier an der Ostküste Siziliens. Wie üblich muss ich zuerst die Gegend erkunden, mache einen Spaziergang am Meer während Renata die Wäsche erledigt und uns häuslich einrichtet. Traditionelle Rollenverteilung (-;). Nachmittags fahre ich mit dem E-Bike zum ausgesetzten und malerischen Bergdorf Savoca hoch und via Rina zurück nach Santa Teresa di Riva und Furci Siculo.
Den nächsten Tag nutzen wir für einen Ausflug mit dem öffentlichen Bus nach Taormina. Schon die Hinfahrt mit dem spektakulären Abstecher über zig Serpentinen hinauf nach Forza d’Agro lohnt die Reise. Ein Höhepunkt ist dann aber auch der Besuch von Taormina und dessen berühmtem Amphitheater aus griechischer Zeit. Hier erhaschen wir am Morgen die ersten Blicke auf den Aetna vor faszinierender und geschichtsträchtiger Kulisse. Wieder zurück in Furci Siculo lachen uns die ersten gebratenen Marroni ins Gesicht – das ist Herbstbeginn.

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Wissenswertes und Nachdenkliches zur Olivenproduktion in Europa

Hochachtung gebührt den coltivatori della domenica
Im locker-informativen Lesebuch von Dorothea Löcker (Lesereise Kulinarium Italien, Oliven, Wein und jede Menge Pasta, Picus-Verlag Wien, 2011) schlage ich das Kapitel „Oliven und Meer – die wichtigste Jahreszeit an der ligurischen Küste“ auf. Nebst landwirtschaftlichen, gastronomischen und kulturellen Informationen sind hier auch kritische Perspektiven auf die EU-Landwirtschaftspolitik herauszulesen. Tatsächlich wird die Differenz zwischen einem rational-technokratischen bzw. bürokratischen Effizienz-Denken einerseits und der naturgegeben arbeitsintensiven Olivenproduktion anderseits besonders drastisch sichtbar. Leidenschaftliche ligurische Olivenöl-Produzenten beklagen die mangelnde politische Unterstützung des Olivenanbaus, die bürokratischen Hürden und die ausbleibende Wertschätzung dieser Jahrhunderte alten Kultur.

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„unter Strom“ – auf Stromboli

Die drei Tage „Kurzferien“ – als Unterbruch zu unserem Einsatz in der Olivenernte in Ali – führten uns auf die äolischen Inseln. Am Montagabend haben wir bis in die Dunkelheit geerntet und Aeste verbrannt; danach fuhren wir noch nach Milazzo. Trotz anderweitiger Angaben hatte der offizielle Stellplatz (und Parkplatz für Insel-Besucher) um 20.30 Uhr bereits dicht gemacht; uns blieb nur, den Camper am Strandparkplatz auf der anderen Seite der Halbinsel abzustellen. Der Tipp aus der Park4night-App hat sich gelohnt: wir übernachteten sehr ruhig, waren am andern Morgen in 15 Fussminuten beim Fähranleger … und fanden am übernächsten Abend den Camper auch wieder unversehrt vor. Per Tragflügelboot ging’s um 7.30 Uhr in Milazzo los nach Stromboli, entlang der äolischen Insel-Perlenkette Vulcano, Lipari, Salina und Panarea.

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