Reisen, Unterwegssein, vorübergehend auf ein „richtiges“ Zuhause zu verzichten, sich auf den doch recht knappen Raum des Campers zu beschränken und sich den Unwägbarkeiten – aber auch den bereichernden Zu-fällen – zu öffnen, das ist nicht jeden Tag gleich einfach. Manchmal – etwa nach immer gleichen Wetterprognosen mit unbeständigen Verhältnissen, kühlem Wind und regelmässigen Schauern – kann es auch eng werden, geht man sich auf die Nerven, reagiert gereizt. Dann überträgt sich die unbeständige Wetterlage leicht auf das Gemüt. In solchen Phasen hilft es, wenn man „Nur eine Rose als Stütze“ dabei hat, den gleichnamigen Gedichtband von Hilde Domin (S.Fischer-Verlag, 1959).
Im Regen geschrieben
Wer wie die Biene wäre,
die die Sonne
auch durch den Wolkenhimmel fühlt,
die den Weg zur Blüte findet
und nie die Richtung verliert,
dem lägen die Felder in ewigem Glanz,
wie kurz er auch lebte,
er würde selten
weinen.
Ziehende Landschaft
Man muss weggehen können
und doch sein wie ein Baum:
als bliebe die Wurzel im Boden,
als zöge die Landschaft und wir ständen fest.
Man muss den Atem anhalten,
bis der Wind nachlässt
und die Fremde Luft um uns zu kreisen beginnt,
bis das Spiel von Licht und Schatten,
von Grün und Blau,
die alten Muster zeigt
und wir zuhause sind,
wo es auch sei,
und niedersitzen können und uns anlehnen,
als sei es an das Grab unserer Mutter.
…. um mehr und mehr zu entdecken, dass Zuhause und Beheimatung in aller erster Linie im Innern zu finden sind. Und dass zahlreiche Orte im Äussern (und deren Menschen) einem ans Herz wachsen und zu beheimatenden Bezugspunkten werden können.