Kurzer Abstecher in die Wüste

Tatsächlich eine besondere „Wüste“

Hier hat es gerade erst geregnet, einige Zonen sind noch von abfliessendem Wasser gezeichnet. Diese besondere „Wüste“ wird nämlich zweimal täglich überflutet. Ja, richtig geraten, wir sind in der Baie des Mont-Saint-Michel. Die Landesteile Bretagne und Normandie beanspruchen diese einzigartige Landschaft je für sich; da ist es salomonisch weise, dass die grossartige Bucht und der beeindruckende Klosterberg gleich zum UNESCO-Welterbe erklärt wurden.

Le Phare d‘Eckmühl

Ein „freies“ Wochenende am Meer, im Pays Bigouden und an der Pointe de Penmarc’h. Der eindrückliche Leuchtturm „Phare d’Eckmühl“ weckt unsere Neugier in mehrfacher Hinsicht: weshalb der deutsche Name? weshalb diese Architektur? Und wie weit man wohl sehen mag?

Der 1897 eingeweihte Leuchtturm sichert einen der gefährlichsten Küstenaschnitte Frankreichs. Tatsächlich sieht man in dieser Gegend bei Ebbe noch sehr weit draussen granitene Felsen-Buckel und die Brandungs-Wellen lassen auf Hindernisse schliessen. Eine Marquise d’Eckmühl de Bloqueville soll diesen Leuchtturm zu Ehren ihres Vaters gestiftet haben (Marschall Davout führte im Rahmen der napoleonischen Feldzüge die Schlacht beim bayrischen Dorf Eggmühl), als Mahnmal gegen den Krieg: „Les larmes versées par la fatalité des guerres, que je redoute et déteste plus que jamais, seront ainsi rachetées par les vies sauvées de la tempête.“

Der Turm besticht durch seine Lage, durch seine Geschichte und die pazifistische Botschaft, durch die besondere Architektur (über 307 spiralförmig angelegte Treppenstufen) und nicht zuletzt durch eine atemeraubende Aussicht.

am Meer – das Spiel der Gezeiten

Es ist, als ob das Meer atmen würde; das beharrliche Hin und Her der Wellen. Vor und zurück, auf und ab – und was die Welle alles mit sich nimmt, Algen, Muschelstücke, Schneckenhäuschen, Sand, Abfall. Manchmal lässt sich nicht sagen, ob die durchschimmernden Fetzen eher pflanzlicher Art sind oder zum Plastikmüll gehören.
Ganz eindrücklich aber die starke Strömung, die beim Ein- und Zurückfliessen der Wellen in diesem Felsenkanal entsteht. Dies wird nachvollziehbar, wenn man sich bewusst macht, dass der Gezeitenunterschied an dieser Küste schnell mal fünf Meter ausmachen kann. Für die Fischerboote in diesem Hafen ist es denn auch völlig normal, dass sie zweimal am Tag „trockenliegen“.

Eine hervorragende und allgemein verständliche Beschreibung der Gesetzmässigkeiten rund um die Gezeiten fand ich bei den Fischern hier.

magisch – mysteriös – genial: „le mystère des Faluns“ à Doué-la-Fontaine

Wir sind verzaubert: so einen eindrücklichen Museumsbesuch haben wir noch selten erlebt. Da steigt man zunächst rund 15 Meter hinab in rund 10 Millionen Jahre alte Erdschichten des Muschelkalks. Dann wird man gewahr, mit welch riesiger Arbeit, einfachster Technik und grossem Geschick die Bauern im 18./19.Jahrhundert hier zahllose Steinquader ausgebrochen und an die Oberfläche gehievt hatten. Ein schier endloses System flaschenförmiger Kavernen ist so entstanden. Und schliesslich staunen wir über die 2018 eröffnete, höchst sensibel umgesetzte und hochmoderne Szenographie. Es ist ein staunendes Eintauchen mit allen Sinnen in das Paläozoikum, fast gar ein Heraustreten aus Raum und Zeit. Unbedingt sehens- und erlebenswert!
Zur Website „Mystère des Faluns“


Les fermes troglodytes de Louresse-Rochemenier – Höhlenwohnungen mit unterirdischem Bauernhof

Das untere Loire-Tal ist offensichtlich nicht bloss jahrtausendealtes Schwemmland, sondern eine Gegend, die im Erdzeitalter des JURA und danach in der Kreidezeit vom Meer überflutet war. Zu jener Zeit hätten hier tropische Klimaverhältnisse geherrscht – und das Meer habe grosse Sand-Alagerungen hinterlassen. (vgl. obiges Foto)

Le Tuffeau – https://www.tuffeau.com/p28,le-tuffeau-de-la-vallee-de-la-loire
eine reichhaltige Website mit allem Wissenswerten über den Tuffstein im Loire-Tal

Kalktuff – https://de.wikipedia.org/wiki/Kalktuff (Wissenswertes in deutsch)

Le Falun – https://fr.wikipedia.org/wiki/Falun_(g%C3%A9ologie)
das ist der Muschelkalk, in Abgrenzung zum gewöhnlichen Sandstein, in der Gegend von Doué-la-Fontaine besonders häufig und vorherrschend.

In den vergangenen Jahrhunderten haben Menschen sich ihren Reichtum aus dem Boden geholt: so wurde etwa der zerriebene Falun (Muschelkalk) als Sand verkauft, es wurden Blöcke von Tuffeau rausgeschnitten, an die Oberfläche gehievt und dann wurden die Blöcke für den Hausbau verkauft … und schliesslich bot sich in den so entstandenen Kavernen ein wunderbar ausgeglichenes Wohn- und Arbeitsklima. Ganze Siedlungen und Bauernhöfe sind auf diese Weise im „Sousol“ entstanden.
Das Museum des Höhlendorfes in Louresse-Rochemenier lohnt einen Besuch unbedingt: http://www.troglodyte.fr/index.html

La champignonnière du Saut du Loup

In den unzähligen und teils kilometerlangen Stollen des Anjou wurde jahrhundertelang jener Sandstein abgebaut, der die vielen Schlösser, Kirchen und Dörfer überhaupt erst entstehen liess. Heute werden diese Stollen vielfältig genutzt. Hier zur Zucht von Speisepilzen: Gaumenschmaus und Augenweide zugleich.