Zeit zum Vatersein – Chancen einer befreienden Lebensrolle

In den Jahren 2003 bis 2007 konnte ich im Auftrag des eidgenössischen Gleichstellungsbüros das Projekt „Väter gewinnen“ durchführen. Bei diesem Projekt ging es darum, Väter zu partnerschaftlicher Rollenteilung in der Familie und damit zu teilzeitlicher Erwerbsarbeit zu ermutigen. Was heutzutage auch in der Schweiz schon deutlich an Boden gewonnen hat, war zu jener Zeit immer noch ziemlich exotisch. Mein Engagement in der Männerarbeit, im Forum Mann St.Gallen und in der schweizweiten Bewegung von maenner.ch bzw. im vaeternetz.ch schuf den nötigen Background zu diesem Projekt.
Nach Abschluss der vierjährigen Projektlaufzeit konnte ich – mit Unterstützung des Lotteriefonds St.Gallen sowie der männerpolitischen Grundsatzabteilung im österreichischen Bundesministerium für Soziales und Konsumentenschutz – ein zusammenfassendes Buchprojekt erstellen. Dieser Beitrag ergänzt das vorausgehende Thema und dient der persönlichen Archivierung.

Autor: Christoph Popp
ISBN 978-3-200-01125-0
Verlagsort, Herstellungsort: Wien
Erscheinungsjahr: Juni 2008
Diese Publikation kann beim BMSK-Bestellservice unter 0800-20 20 74 oder https://broschuerenservice.bmsk.gv.at bezogen werden.
(Hier als pdf-Version. Die gedruckte Version ist in Restexemplaren nur noch beim Autor erhältlich.)

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Zeitwohlstand - wie wir anders arbeiten, nachhaltig wirtschaften und besser leben

Autoren: Hartmut Rosa, Niko Paech, Friederike Habermann, Frigga Haug, Felix Wittmann, Lena Kirschenmann
Konzeptwerk Neue Ökonomie (Hrsg.), Oekom Verlag, München 2014

Bei »Zeitwohlstand«  denkt man vielleicht zunächst einmal an Urlaub. Aber Urlaub wovon? Vom Alltag? Von der Arbeit? Vom Stress? Bestimmt. Aber Zeitwohlstand als Urlaub im Dauerzustand? für viele eine eher schauderhafte Vorstellung. Neben unserem Bedürfnis nach Entspannung wollen wir doch auch etwas schaffen, »produktiv sein«.  Hier wird die Frage nach Zeitwohlstand schnell kompliziert aber auch interessant. Genau deswegen startete das Konzeptwerk Neue Ökonomie im Juli 2012 eine Veranstaltungsreihe zu diesem Thema unter dem Motto Arbeit und Wohlstand neu definieren – Politische Diskussion und Vergnügen kommen zusammen . Wir haben Vorträge gehört, hinterfragt und diskutiert. Dazu haben wir vegane Torten gebacken und gleich gegessen, Konzerte gehört und ein fiktives Arbeitsamt besucht. Alle RednerInnen der Vortragsreihe haben für dieses Buch einen Text geschrieben. Hinzu kommen Beiträge der VeranstalterInnen, Spiele und Bauanleitungen und da haben wir es, ein Buch über Zeitwohlstand. (Seite 8)

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Entlang den Gräben

Kurz vor unserer Abreise im März erhielten wir ein interessantes Buch geschenkt. Jetzt nach unserer Rückkehr komme ich dazu, es zu lesen: Navid Kermani, Entlang den Gräben – eine Reise durch das östliche Europa bis nach Isfahan, C.H.Beck-Verlag, 2018

Navid Kermani ist im Auftrag des SPIEGEL von seiner Heimatstadt Köln durch den Osten Europas bis nach Isfahan, die Heimat seiner Eltern gereist. Am sechzehnten Tag, an der Grenze von Weissrussland zur Ukraine beschreibt er eine Begegnung, die mich in ihrem Gehalt besonders anspricht und deren Fragen mich bei unserem Reiseprojekt auch begleiten:
(S.106) „Nach und nach stellt sich die Illusion ein, die ich sonst nur von fernen Ländern kenne: der erste zu sein, der einen neuen Kontinent betritt. Etwas von diesem Gefühl muss auch den jungen Schriftsteller Andrej Horwath ergriffen haben, der in ein winziges Dorf nahe der Grenze gezogen ist und in einem vielgelesenen Blog von seinem neuen Leben erzählt. Auf dem offenen Feuer hat er Gemüse, Eier und Kartoffeln für uns gekocht.“ ….
(S.110) „Ich sage Andrej, dass es Menschen wie ihn brauche, die gewissermassen übersetzen. Ohne ihn hätte ich, hätten nicht einmal meine Begleiter aus Minsk einen Zugang zu dieser dörflichen Welt am Rande Europas gefunden. … <Ja, aber man muss länger bleiben, wenn man verstehen will> gibt er zu bedenken. <Das stimmt>, antworte ich. <Aber manches versteht man auch erst, wenn man reist, nicht wenn man bleibt.> <Kann sein>, sagt Andrej Horwath, der wegen seiner Ziege immer nur für einen Tag verreisen kann.“

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Tomorrow – die Welt ist voller Lösungen

Genug der zahllosen Schreckens-Meldungen, die bloss unsere Ohnmacht verstärken. Genug der Katastrophen-Berichte und Umweltskandale, nach deren Kenntnisnahme „Otto Normalverbraucher“ wieder zur Tagesordnung übergeht. Mich stimmt sehr hoffnungsvoll, dass zahlreiche junge Menschen den Ernst der Lage erkennen und sich betreffen lassen. Und dass zahlreiche Menschen ihre Prioritäten neu justieren: Zeit statt Geld, Rücksichtnahme statt „über den Tisch ziehen“, Teilen statt Besitzen. Es ist Zeit, den destruktiven Mechanismen des kapitalistischen Ein-Wert-Prinzips (Profit über Alles) wieder menschliche Werte und Würde entgegenzustellen.

Tomorrow- die Welt ist voller Lösungen (Frankreich 2015, zu Website und Trailer)
Als die Schauspielerin Mélanie Laurent („Inglourious Basterds“, „Beginners“) und der französische Aktivist Cyril Dion in der Zeitschrift „Nature“ eine Studie lesen, die den wahrscheinlichen Zusammenbruch unserer Zivilisation in den nächsten 40 Jahren voraussagt, wollen sie sich mit diesem Horror-Szenario nicht abfinden. Schnell ist ihnen jedoch klar, dass die bestehenden Ansätze nicht ausreichen, um einen breiten Teil der Bevölkerung zu inspirieren und zum Handeln zu bewegen. Also machen sich die beiden auf den Weg. Sie sprechen mit Experten und besuchen weltweit Projekte und Initiativen, die alternative ökologische, wirtschaftliche und demokratische Ideen verfolgen. Was sie finden, sind Antworten auf die dringendsten Fragen unserer Zeit. Und die Gewissheit, dass es eine andere Geschichte für unsere Zukunft geben kann.

Ein absolut sehenswerter, positiver und ermutigender Film.

Mitmenschen

Ein programatisches Zitat des Dalai Lama hat mich in der Vorbereitung unseres Reiseprojektes besonders beeindruckt. Im Dialog mit Erzbischof Desmond Tutu sagte der Dalai Lama:
„Wenn ich einen Menschen treffe, …. versuche ich immer, mich auf einer grundlegenden menschlichen Ebene auf ihn zu beziehen. Auf dieser Ebene weiss ich, dass der andere genau wie ich sein Glück finden und weniger Probleme und Schwierigkeiten in seinem Leben haben will. Egal, ob ich nur mit einer Person oder vor einer grossen Gruppe spreche, ich betrachte mich immer zuerst als ein weiteres menschliches Wesen unter vielen. Dann ist es nicht einmal nötig, dass ich mich vorstelle. Wenn ich mich dagegen im Umgang mit ihnen als ein anderer sehe – als Buddhist, als Tibeter und so weiter -, baue ich Mauern auf, die mich von ihnen fernhalten. Und wenn ich im Umgang mit ihnen daran denke, dass ich der vierzehnte Dalai Lama bin, schaffe ich die Grundlage für meine eigene Trennung und Einsamkeit. Schliesslich gibt es auf der ganzen Welt nur einen Dalai Lama. Wenn ich mich dagegen primär als Mitmenschen sehe, habe ich mehr als sieben Milliarden Artgenossen,. mit denen ich mich tief verbunden fühlen kann. Und das ist wundervoll, nicht wahr? Was soll uns noch Angst und Sorgen machen, wenn sieben Milliarden Menschen mit uns sind?“
In: Dalai Lama – Desmond Tutu, Das Buch der Freude, Lotos-Verlag 2016
(Red. Douglas Abrams), Seite 115f

Projekt Europa

Ein weiterer Tagblatt-Artikel bespricht das Buch „Projekt Europa – eine kritische Geschichte“: „Während das britische Unterhaus um den Brexit ringt, zeichnet der deutsch-britische Historiker Kiran Klaus Patel ein überraschendes Bild der Europäischen Union, die weniger an der Realität leidet als an einem übersteigerten Selbstbild“. Der Artikel weckt mein Interesse für die vertiefte Auseinandersetzung mit diesem Buch; auch auf diese Lektüre bin ich gespannt.

Tatsächlich beschäftigen derzeit diverse Brennpunkte in Europa; und tatsächlich mag man sich fragen, wohin derart grosse und bürokratische Gebilde führen bzw. ob wir derzeit deren Grenzen vor Augen geführt erhalten. Demgegenüber steht eine unermessliche Vielfalt an Menschen, Regionen und Kulturen: ein riesiges humanitäres Potenzial.

Europa: Fiktion oder Realität?

Als ob das (Appenzeller) Tagblatt von unserem Reisevorhaben wüsste: gestern 12.Januar 2019 stachen gleich vier ausführliche Artikel zum Zustand des gegenwärtigen Europa ins Auge. Einer davon zum Europa-Roman „Die Hauptstadt“ von Robert Menasse (2017) und dessen grosszügiger Interpretation der schriftstellerischen Freiheit. Das riecht nach Pflichtlektüre für unser Vorhaben; das Buch ist somit bestellt. Mehr dazu später.