Irgendwie heilig

Am 14.Januar 2020 kam PAUL – unser erstes Grosskind – zur Welt. Ein einziges Geschenk, lange ersehnt und erwartet.

Bei mir mischt sich die riesengrosse FREUDE und DANKBARKEIT zuweilen aber auch mit SORGE: in welche Welt ist er derzeit gestellt? – ein Desaster. Welche Lebensbedingungen erwarten ihn? – eine Zumutung. Nur gut, dass der kleine PAUL noch keine Vergleiche anstellt, nicht wertet und nicht hadert. Blosses SEIN.

Sechs Wochen später liege ich neben PAUL’s Wickelmatte am Boden, geniesse den Anblick und die Zeitlosigkeit. Ich betrachte sein glückseliges Strampeln, seine Lust an der Bewegung – und erhasche den ersten Augen-Blick: „Ja Paul, beim Blick in Deine 42-Tage-alten Augen war mir heute, als würden wir uns schon ewig kennen“.

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Auf ins nächste Jahrzehnt

Glückwünsche:
Dass du dir glückst.
Dass dir das glück anderer glücke.
Dass durch dich
Ein oder zwei menschen
Besser sich glücken.
Dass das glück dich nicht blende
Für das unglück anderer.
Dass du dir glückst
Auch im unglück.
Dass eine welt werde,
wo zusammen mit dir
viele sich glücken können.
(Kurt Marti, Berner Theologe und Schriftsteller, 1921-2017)

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So geht es nicht weiter, wenn es so weitergeht.

Für diesen Ausspruch habe ich keine eindeutige Autorenschaft gefunden. Vielleicht ist es einfach so, dass sich manchmal Erkenntnisse herausbilden und gewissermassen ins allgemeine Bewusstsein drängen, weil sie einfach „reif“ sind. Wohl in diesem Sinne nimmt Christoph Pfluger den Satz auch auf in seinem Buch „Strategie der friedlichen Umwälzung – eine Antwort auf die Machtfrage“, welches diesen Oktober 2019 in der edition Zeitpunkt erschienen ist.
So geht es nicht weiter, wenn es so weitergeht. Beim Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr und auf die gesellschaftliche Dynamiken, die sich zuweilen still und zuweilen lautstark manifestiert hatten, dämmert Vielen von uns diese Erkenntnis. In meinem mehrheitlich sozial-ökologisch orientierten Bekanntenkreis keine absolute Neuigkeit. Was mich jedoch erstaunt: Während der letzten drei Tage bin ich gleich auf drei Personen gestossen, von denen ich diesen Satz nicht in solcher Klarheit erwartet hätte.

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Wissenswertes und Nachdenkliches zur Olivenproduktion in Europa

Hochachtung gebührt den coltivatori della domenica
Im locker-informativen Lesebuch von Dorothea Löcker (Lesereise Kulinarium Italien, Oliven, Wein und jede Menge Pasta, Picus-Verlag Wien, 2011) schlage ich das Kapitel „Oliven und Meer – die wichtigste Jahreszeit an der ligurischen Küste“ auf. Nebst landwirtschaftlichen, gastronomischen und kulturellen Informationen sind hier auch kritische Perspektiven auf die EU-Landwirtschaftspolitik herauszulesen. Tatsächlich wird die Differenz zwischen einem rational-technokratischen bzw. bürokratischen Effizienz-Denken einerseits und der naturgegeben arbeitsintensiven Olivenproduktion anderseits besonders drastisch sichtbar. Leidenschaftliche ligurische Olivenöl-Produzenten beklagen die mangelnde politische Unterstützung des Olivenanbaus, die bürokratischen Hürden und die ausbleibende Wertschätzung dieser Jahrhunderte alten Kultur.

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Zum Beispiel Adrano

Adrano ist eine eine gut 36’000 Einwohner zählende Stadt an der Südwestflanke des Aetna. Zusammen mit 8 weiteren Gemeinden hat sie Anteil an der Spitze des Aetna – in radialer Anordnung wie ein Tortenstück. Am Ufer des Simeto, eines in das Vulkangestein eingegrabenen Flusses, zeugt die Ponte dei Saraceni von der frühen Besiedelung dieser äusserst fruchtbaren Gegend. Jedoch sind schon Griechen und Römer vorausgegangen … und die Sarazenen ihrerseits seien im 11.Jahrhundert in ganz Süditalien durch die Normannen (daher das hiesige Castello Normanno) verdrängt worden. Später folgten die Kirchen und Klöster; der grosszügige und harmonische Bau des Monastero e della Chiesa Santa Lucia, deren Fassade in Lavastein und Marmor eine lichte Wirkung erzielt, dominiert die Stadt-Ansicht. Solche und weitere Auskünfte erhielten wir von Cavaliere Nicolo Moschitta, dem Präsidenten der örtlichen Tourismusvereinigung Pro Loco Adrano, nachdem wir dieses unscheinbare Büro überhaupt erst erspäht hatten.

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„Ich brauche nicht mehr“

„Ich brauche nicht mehr“ von Ines Maria Eckermann, Tectum Wissenschaftsverlag 2019
I.M.Eckermann gibt mit diesem umfangreichen Buch einen guten Abriss über einen anspruchsvollen Themenbogen: Glück und Lebenskunst in der antiken, griechischen Philosophie, die keineswegs neue Sucht des „immer mehr“ (Pleonexia), welche sie als dem Kapitalismus und Konsumismus eigen beschreibt. Schliesslich wird detailreich und unterhaltsam dargelegt, welche Rolle Medien und Marketing in einer kapitalistischen Welt einnehmen. Dass die sattsam bekannten „Grenzen der Wachstumsgesellschaft“, die Ressourcenknappheiten sowie die Umweltbelastungen ein Umdenken erfordern, wirkt heutzutage recht offensichtlich und nachvollziehbar. Die Autorin liefert viele konkrete Ideen und Tipps zu einem minimalistischen, rücksichtsvollen und nachhaltigen Lebensstil und plädiert für eine Konsumgelassenheit. Wenn der Schreibstil zuweilen auch etwas salopp und leichtfüssig daherkommt, so sind die Gedankengänge jedenfalls umfassend und fundiert und das Buch liest sich locker. I.M.Eckermann scheut nicht zurück vor sehr kritischen Gedanken zum zuweilen paradoxen Verständnis von Arbeit und sie hat viele ihrer Anregungen auch selbst ausprobiert. Vor allem die fundierten Bezüge zur griechischen Philosophie scheinen mir sehr erhellend und einleuchtend und machen deutlich, dass die Suche nach Glück, Erfüllung und Gelassenheit alle Kulturen durchdringt; Lebenskunst als ur-menschliches Thema.

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Vom Suchen und Finden

„Es ist extrem schwer die Wahrheit herauszufinden wenn man die Welt beherrscht. Man hat einfach viel zu viel zu tun. Die meisten politischen Oberhäupter und Wirtschaftsmoguln sind ständig beschäftigt. Doch wenn man sich eingehend mit einem Thema beschäftigen will, braucht man viel Zeit, und vor allem braucht man das Privileg, Zeit verschwenden zu können. Man muss mit unproduktiven Wegen experimentieren, Sackgassen erkunden, Raum für Zweifel und Langeweile schaffen und zulassen, dass kleine Samen der Erkenntnis nur langsam gedeihen und blühen. Wer es sich nicht leisten kann, Zeit zu verschwenden, der wird die Wahrheit niemals finden.“ (Aus: Yuval Noah Harari, 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert, C.H.Beck-Verlag, München 2018)

In Trogen regnet es heute – nach einer längeren Spätsommer-Phase – wieder mal kräftig. Wir haben gepackt und sind bereit für den Zug (bzw. die Fähre) mit den Vögeln in den wärmeren Süden: Sizilien und Kalabrien sind die nächsten Destinationen. Was wir wohl finden werden?

Zeit zum Vatersein – Chancen einer befreienden Lebensrolle

In den Jahren 2003 bis 2007 konnte ich im Auftrag des eidgenössischen Gleichstellungsbüros das Projekt „Väter gewinnen“ durchführen. Bei diesem Projekt ging es darum, Väter zu partnerschaftlicher Rollenteilung in der Familie und damit zu teilzeitlicher Erwerbsarbeit zu ermutigen. Was heutzutage auch in der Schweiz schon deutlich an Boden gewonnen hat, war zu jener Zeit immer noch ziemlich exotisch. Mein Engagement in der Männerarbeit, im Forum Mann St.Gallen und in der schweizweiten Bewegung von maenner.ch bzw. im vaeternetz.ch schuf den nötigen Background zu diesem Projekt.
Nach Abschluss der vierjährigen Projektlaufzeit konnte ich – mit Unterstützung des Lotteriefonds St.Gallen sowie der männerpolitischen Grundsatzabteilung im österreichischen Bundesministerium für Soziales und Konsumentenschutz – ein zusammenfassendes Buchprojekt erstellen. Dieser Beitrag ergänzt das vorausgehende Thema und dient der persönlichen Archivierung.

Autor: Christoph Popp
ISBN 978-3-200-01125-0
Verlagsort, Herstellungsort: Wien
Erscheinungsjahr: Juni 2008
Diese Publikation kann beim BMSK-Bestellservice unter 0800-20 20 74 oder https://broschuerenservice.bmsk.gv.at bezogen werden.
(Hier als pdf-Version. Die gedruckte Version ist in Restexemplaren nur noch beim Autor erhältlich.)

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Zeitwohlstand - wie wir anders arbeiten, nachhaltig wirtschaften und besser leben

Autoren: Hartmut Rosa, Niko Paech, Friederike Habermann, Frigga Haug, Felix Wittmann, Lena Kirschenmann
Konzeptwerk Neue Ökonomie (Hrsg.), Oekom Verlag, München 2014

Bei »Zeitwohlstand«  denkt man vielleicht zunächst einmal an Urlaub. Aber Urlaub wovon? Vom Alltag? Von der Arbeit? Vom Stress? Bestimmt. Aber Zeitwohlstand als Urlaub im Dauerzustand? für viele eine eher schauderhafte Vorstellung. Neben unserem Bedürfnis nach Entspannung wollen wir doch auch etwas schaffen, »produktiv sein«.  Hier wird die Frage nach Zeitwohlstand schnell kompliziert aber auch interessant. Genau deswegen startete das Konzeptwerk Neue Ökonomie im Juli 2012 eine Veranstaltungsreihe zu diesem Thema unter dem Motto Arbeit und Wohlstand neu definieren – Politische Diskussion und Vergnügen kommen zusammen . Wir haben Vorträge gehört, hinterfragt und diskutiert. Dazu haben wir vegane Torten gebacken und gleich gegessen, Konzerte gehört und ein fiktives Arbeitsamt besucht. Alle RednerInnen der Vortragsreihe haben für dieses Buch einen Text geschrieben. Hinzu kommen Beiträge der VeranstalterInnen, Spiele und Bauanleitungen und da haben wir es, ein Buch über Zeitwohlstand. (Seite 8)

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