Was bleibt, wenn wir gehen?

Es bleibt alles beim Alten …
Nichts bleibt wie es war …
Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen …
Du kommst immer anders raus, als du reingegangen bist …

Was wirklich bleibt, zeigt erst die Zeit …
Erst mit Abstand siehst Du klar … (ich brauche definitiv eine neue Brille)

Mir scheint, „die Luft sei raus“. Seit Ende Oktober die übergeordnete Absicht, in Tengen ein Kodorf zu realisieren, an der Bürgerversammlung kommuniziert worden war, hat sich die Stimmung zu wandeln begonnen. Hier wurde ein neuer Prozess eingeläutet, in den wir weder involviert waren, noch dass unsere Projekterfahrungen dafür relevant gewesen wären. Zufall oder Absicht?
Seither haben die Präsenzen und Aktivitäten hier im Schloss deutlich abgenommen, die meisten Veranstaltungen wurden nach und nach coronabedingt abgesagt. Zufall oder Folge?
Das Projekt Summer of Pioneers soll verlängert werden. Vier unserer Pionierinnen wollen ihren Aufenthalt weiterziehen und stehen diesbezüglich nun in konkreten Verhandlungen.

Renata hatte Ende Oktober plötzlich auftretende massive Knieprobleme, am 1.November waren wir deswegen in Schaffhausen im Notfall. Da die erste November-Woche ohnehin als kleine «Betriebsferienwoche» vereinbart war, nahmen wir uns Zeit zu einer gründlichen Bilanz unserer Schlosscafé-Aktivitäten … und zur Übergabe der Schlosscafé-Verantwortung an Mitglieder der neuen Crew. Unser persönliches Motto für die verbleibenden zwei Monate: runterfahren, abrunden, Gespräche und Kontakte geniessen, die Hegau-Landschaft erwandern, tun «was wir schon immer tun wollten».

Bei mir hat sich die Lust zum Werkeln breitgemacht, etwas Atelier-Stimmung ist aufgekommen (vgl. Beitrag) und am Schlossgemäuer habe ich zu roden begonnen. Wohltuende Herbstarbeit.

Die Abende am Küchentisch ziehen sich immer mehr in die Länge, da und dort ergeben sich farbige Gespräche: lustvoll, kreativ, fantasierend, tiefgehend, neckisch, hoffnungsfroh, ansteckend, nachdenklich, genussvoll … und zuweilen alles gleichzeitig.

Persönliche Vorlieben und Talente kommen mehr und mehr zum Vorschein: Jane’s berührender und bewegender Gesang, Katja’s bohrende Fragen einerseits und ihre kreativen Impulse anderseits, Ingo’s besonnene Gedanken, Ilona’s Idee mit dem Stubenkino, Renata’s Quitten-Kompott, Anne-Sophie’s herzliche Präsenz, Johanna’s Strickarbeiten. Ein ganz besonderes Highlight sind die spontanen Sing-Abende neben dem Küchentisch. Wir alle dürfen uns Efeu-Kränze winden (mit den Efeu-Ranken vom Schlossgemäuer).

Mit dem regelmässigen Freitagabend-Feuer vor dem Schloss versuche ich ein still flackerndes Zeichen zu setzen: dass wir noch da sind, dass Corona nicht alles zum Schweigen bringen soll, dass die so bereichernden Gespräche mit den Nachbarn weitergehen mögen, dass gemeinsam neue Initiativen entstehen mögen, die Blumenfeld lebendig erhalten … und im Frühling neu erblühen lassen. Die Dankbarkeit für diese besondere Erfahrung macht sich jetzt schon breit … und wird ganz bestimmt überwiegen.

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