
Ein derbes Sprichwort aus meiner Kindheit erklärte, „die dümmsten Bauern hätten die grössten Kartoffeln“. Bei unserem neuerlichen Einsatz auf Alp Butz Anfang September 2021 durften wir eine reiche Ernte an wunderbaren Berg-Kartoffeln einfahren; vornehmlich etwas Kleinere … das lässt ja hoffen, was meine intellektuellen Fähigkeiten betrifft.
Spass beiseite. Die Anfang Juni gesetzten Kartoffeln haben sich ohne unser Zutun und trotz häufigen Regens bestens entwickelt. Die Stauden stehe alle noch im Grün – könnten also durchaus noch etwas weiter wachsen.
Was bei der Ernte auffällt: Wunderbar angenehm ist es, mit blossen Händen in dieser Erde zu wühlen. Die Finger fühlen sich anschliessend nicht rissig oder ausgelaugt an, eher samtig weich. Die äusserst feine Erde mit hohem Glimmeranteil wirkt mineralisch, leicht ölig beinahe. Und was in diesem ehemaligen Blakenfeld heuer dazu kommt, ist der hohe Anteil an Fasern, ähnlich Kokosfasern; man denkt unwillkürlich an Torf. Ein Beweis mehr, dass die Blakenwurzeln ganz offensichtlich zerfallen sind.
La Ratte Blaue St.Galler
Die Grassaat hat sich bestens entwickelt, steht saftig und grün da. Es empfiehlt sich wohl – wenn die Tiere wieder da sind – diesen Streifen mit der Sense zu mähen und zu verfüttern. Der zusätzliche Gras-Streifen zwischen den Kartoffelreihen hat zumindest verhindert, dass sich dort neue Blakensamen ansiedeln.
Und was die Ernte betrifft: Die Sorte „Blaue St.Galler“ hat trotz Höhenlage und einer Wachstumsperiode von gut 11 Wochen eine reichhaltige Ernte mit vielen schön dimensionierten Kartoffeln erbracht. Die Sorte „La Ratte“ hat sehr reichhaltig angesetzt, dabei aber viele recht kleine Kartoffeln erntwickelt; nichtsdestotrotz sehr wohlschmeckend und ideal für Raclette. Die alte einheimische Sorte „Parli“ hat ebenfalls eher kleine, dafür umso originellere Kartoffeln ergeben: will man diese fotografieren, dann aktiviert die Kamera automatisch die Gesichtserkennungs-Funktion.
Vielleicht zwei Drittel der gesamten Fläche – und schätzungsweise gegen 50kg – haben wir geerntet. Pro Kilo Saatgut würde das somit rund 8 Kilo Ernteergebnis bedeuten. Und das mit denkbar bescheidenem Aufwand und ohne Maschineneinsatz. Wunderbar, was die Natur uns schenkt. Und Abwechslung, Ruhe und Erholung obendrein – in herrlicher Alpenlandschaft. Das war der Auftakt: die nächsten zwei Tage geht es ans Abräumen der Zäune auf Hüetliegg, mit 2450 müM dem höchsten Staffel dieser Alpgenossenschaft.
Alp Unterbutz Blick Richtung San Bernardino mit Einshorn im Abendlicht Abendsonne am Guggernüll