Frei, fair und lebendig – Die Macht der Commons

Im Blog Postwachstum ist ein interessantes Interview mit Silke Helferich, Mitbegründerin des Commons-Institus und des Netzwerks Ökonomischer Wandel (NOW), nachzulesen. Hier einige Passagen im Auszug:

Ihr aktuelles Buch heißt „Frei, fair und lebendig – Die Macht der Commons“. Im Vorwort heißt es, das Buch zeige sowohl Alternativen zum Kapitalismus als auch zum untergegangenen Staatssozialismus auf. Was läuft aus Ihrer Sicht beim Kapitalismus falsch? Das steckt schon im Begriff! Kapitalismus heißt: Kapital wird zur Geisteshaltung. Alles wird auf Kapitalisierung ausgerichtet, alles muss sich rechnen und rentieren: unser Wirtschaften, unser Denken und sogar unser Fühlen. Eine solche Ideologie ist langweilig und fantasielos. Sie erzeugt immer wieder die gleichen Probleme: die Spaltung der Gesellschaft, die Erschöpfung der Menschen und die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen.

Und was kritisieren Sie am Staatsozialismus? Auch da wurden Waren produziert und dann verkauft. Und in beiden Systemen bestimmen externe Instanzen und nicht die Menschen selbst, , was wie für wen zu produzieren ist. Auf der einen Seite „der Staat“ (die Funktionäre der jeweiligen Staatspartei) und auf der anderen Seite die Vorstände, die CEOs oder eine Abstraktion: „der Markt“.

Wir sehen nicht, wie viel an anderen Faktoren hängt: zum Beispiel an gelingenden Beziehungen oder an gerechter Vorverteilung von grundlegenden Dingen, die wir alle zum Leben brauchen: etwa Land, Wohnraum und Bildung.
Wie meinen Sie das? Nun, das dominierende Wirtschaftsverständnis geht mit der Idee einher, jeder sei des eigenen Glückes Schmied. Ein Kollege hat das kürzlich so kommentiert: „Wir sind alle fremdversorgte Fremdversorger und denken uns als Selbstversorger von Geld.“

Viele Menschen stecken in Strukturen fest, die sie gar nicht daran denken lassen, sich zu engagieren oder Bereiche in ihrem Leben grundsätzlich zu ändern. Haben Sie eine Idee, wie jeder Mensch schon morgen etwas ändern kann? Es sind nicht nur die Strukturen, in denen wir feststecken – obwohl das nicht zu unterschätzen ist. Es ist auch unser Denken. Aber der Kopf ist bekanntlich rund, damit das Denken seine Richtung ändern kann. Weg von der Wachstumsorientierung. Hin zu regenerativem Wirtschaften. Weg von vertikalen Strukturen, hin zu „verteilten“ (P2P), heterarchischen Strukturen. Weg von der Kapitalorientierung hin zur Lebensdienlichkeit. Es ist ja so: die Ideen, die wir dem Wirtschaften zu Grunde legen, entfalten eine ungeheure Wirkung. Wenn wir uns das Wirtschaften wie einen Strom vorstellen, müssen wir darauf achten, dass niemand Gift in den Oberlauf kippt. Sondern Nährstoffe.
Ich bin ganz fasziniert davon, wie viele tolle Ideen und Initiativen es gibt, die dem anderen Wirtschaften Nahrung geben: von der Gemeinwohlökonomie über die Commons, von Postwachstumsansätzen bis zur Solidarischen Ökonomie. In unserem Buch ,Frei, Fair und Lebendig. Die Macht der Commons“ beziehen wir uns auf fast 70 Projekte weltweit. Aber meistens haben die Menschen keine Zeit, weil sie in den alten Strukturen hängen. Also: reduzieren Sie ihre Stunden im „normalen Beruf“, wenn das möglich ist. Schaffen Sie sich Freiräume. Informieren Sie sich und gehen Sie dem nach, was sie gut können und wohin ihr Gefühl sie zieht. Überall gibt’s viel zu tun.

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