Unsere Freundin Marlis hat sich entschlossen, den Start in die nachberufliche Lebensphase mit einem Alp-Einsatz zu markieren: eine ganze Saison auf Alp Butz im Rheinwald, oberhalb von Nufenen GR. Spontan boten wir uns an, die zwei verlängerten Wochenenden über Auffahrt und Pfingsten Hand anzulegen und bei den Saisonvorbereitungen mitzuhelfen: Zäune aufrichten, Drähte spannen, Brunnentröge reinigen, Wasser-Zuleitungen in Gang setzen … und überdies Blacken mähen, Blacken mähen, Blacken mähen. Renata hat derweil die Kombüse geführt, auf dem Holzherd, dem Outdoor-Öfeli und dem Grill für alle gekocht …. und Heinz fungierte (natürlich neben vielem anderem) hervorragend als „erster Einkäufer“. Schlaraffenland und Alpenruhe.
Mich hat dabei ein neuartiges Fieber gepackt: RUMEX ALPINUS.
Die Alpen-Ampfer (auch Blacke, Placken, Blaggen, Scheiss-Plätschen, Sauplotschen und Bergrhabarber) wuchert auf der gesamten Alp und bedeckt die schönsten Flächen, die sonnigen und ebenen Plätze und Kuhlen; natürlich die bevorzugten Liege-(und Scheiss-)plätze des Viehs. Hier, wo das schönste Alpengras wachsen könnte, überwuchert die Blacke alles: jammerschade.
Wie lässt sich diese Pflanze regulieren? Ausstechen ist keine Frage mehr, dafür ist die Komplett-Überwucherung viel zu weit fortgeschritten. Maschineneinsatz ist auch nicht möglich. Da die Gemeinde Rheinwald ihr ganzes Gemeindegebiet der biologischen Landwirtschaft verschrieben hat (eine herausragende Initiative!) ist Chemie tabu. Gibt es natürliche Konkurrenten, die diese Pflanze verdrängen könnten? Gibt es einfache Methoden, bei denen man die Natur selbst arbeiten lassen kann? Mit solchen Fragen begann meine Recherche.
Tatsächlich: nach unseren sechs Einsatz-Tagen war der überwiegendste Teil um die Alphütte gemäht, wohl mehr als 40 Aren, von Hand mit der Sense. Eine ansehnliche Leistung. Und jetzt?
Während die Blackenstöcke bereits munter nachtreiben, habe ich im Internet recherchiert, Ideen gewälzt … und es gelang auch bereits, Andreas, den Alpmeister damit anzustecken.
1. Auf der Vorarlberger Alpe oberes Hinterjoch wurde 2011 ein bestechender Versuch gemacht, mit schwarzer Unkraut-/Wurzelschutz-Folie solche Blacken-Flächen abzudecken, Alpen-Ampfer-Bekämpfung durch Lichtentzug (pdf).
Das werden wir auf Alp Unter-Butz nun auch versuchen.
2. Im Bündnerland besteht bereits ein umfangreiches Erfahrungswissen rund um alternative Fruchtfolgen und Wirtschaftsformen im alpinen Gelände.
www.granalpin.ch / Koordinationsstelle für biologisches Berggetreide aus Graubünden
www.berggetreide.ch / der Verein für alpine Kulturpflanzen hat hervorragende wissenschaftliche wie auch praktisch anwendbare Grundlagen erarbeitet
www.bergkartoffeln.ch / eine junge dynamische Bauernfamilie und ein innovativer Koch kreieren eine moderne Plattform für eine alte Kulturpflanze: die Kartoffeln
Solchermassen angeregt und inspiriert, habe ich beim Brunnen auf Alp Unter-Butz am 1.Juni 2020 eine kleine Versuchsfläche mit Kartoffeln angelegt. Gemäss Empfehlung würde sich die alte Sorte „La Ratte de l’Ardèche“ (das „8-Wochen-Nudeli“) besonders eignen; diese ist jedoch nirgends mehr verfügbar. Stattdessen pflanze ich 1 KG „Blaue St.Galler“ (nomen est omen) auf einer kleinen Fläche, die ich umgestochen und von Blacken-Wurzeln befreit hatte. Und gleich daneben 1 KG der Sorte „Parli“, einer alten Bündner Kartoffelsorte mit auffallend kleinen Knollen: einen Teil in umgestochener Erde, den Rest habe ich lediglich in die Löcher der Stechgabel gesteckt, also in unbehandelte Blacken-Fläche. Experiment gestartet!
Sehr interessant der Bericht über die Blackenfelder.
Gibts darüber noch mehr Infos / Resultate?