Unsere 3.Reise-Schlaufe nimmt eine unerwartete Richtung

Am 8.Dezember 2019 sind wir nach Hause zurückgekehrt. Die zweite Reiseschlaufe nach Sizilien und Kalabrien ist zu Ende. Nun haben wir bis Ende April 2020 Zeit, die Eindrücke zu verarbeiten, unsere Freunde und lieben Menschen in der Schweiz zu treffen, Besuchende zu empfangen … und unser erstes Enkelkind zu begrüssen.

Im Dezember und Januar geniessen wir die vielen Besuche, das gut geheizte Haus, die Betätigungsmöglichkeiten in der Werkstatt und die vertraute Umgebung. Im Februar dann machte sich bei mir die Unruhe und der Tatendrang bemerkbar: jetzt wäre eigentlich wieder Zeit für die nächste Reise-Schlaufe, Zeit erneut auf die Reise zu gehen.

Gegen Ende Februar ist schon ziemlich greifbar, was bis dahin bloss eine Nachrichten-Meldung aus China war: der Corona-Virus. Dieser wird schliesslich zur Pandemie erklärt und reihenweise gehen die Grenzen zu. Es erreichen uns dramatische Meldungen aus Norditalien; die für die Woche nach Ostern geplante Kanutour auf dem unteren Ticino (von Oleggio bis Pavia) müssen Gernot, Hans und ich schweren Herzens absagen.

Mitte März dann die einschneidenden Massnahmen des Bundesrates – wir reiben uns die Augen, lesen, tauschen aus, denken nach … und müssen uns an noch nie dagewesene Rahmenbedingungen gewöhnen. Schulen sind geschlossen, alle Veranstaltungen sind abgesagt, es dürfen sich nicht mehr als fünf Personen am selben Ort treffen, die Regeln der Händehygiene und des Social-Distancing sind strikte zu befolgen. Unser Terminkalender ist schlagartig leer, Besuche und Veranstaltungen sind gestrichen … und unsere 3.Reiseschlaufe ist in weite Ferne gerückt. Statt Österreich-Slowenien-Slowakei-Tschechien-Deutschland und statt Donau- und Elbe-Paddeln kommen die Schweiz und der Bodensee umso mehr in den Blick.

Nichts im Vergleich mit den Schicksalen jener Menschen, die an Corona erkrankt oder gar verstorben sind. Und nichts im Vergleich mit jenen Menschen, deren berufliche Existenz aufgrund des Corona-Lock-downs akut gefährdet ist. Ihnen gehört unser Mitgefühl … und die Kreativität und Tatkraft der gegenseitigen Unterstützung.

Nach der ersten Woche der verschärften Corona-Massnahmen stelle ich dankbar fest, dass die allgemeine Ruhe erstaunlich gut tut. Renata und ich haben mit grossem Eifer in Haus und Garten gearbeitet, Kompost umgeschichtet, einen neuen Gemüsegarten angelegt, Gartenmobiliar restauriert. Wir haben uns Zeit genommen für viele Telefongespräche, für – wenn auch virtuelle – Kontakte, zum Lesen und zum Nachdenken. Zu den verunsichernden Schreckens-Meldungen über die weitere Ausbreitung des Virus gesellen sich mehr und mehr auch Meldungen, die in die Tiefe gehen: ein berührendes Tagesgespräch am Radio SRF mit Niklaus Brantschen, dem Jesuiten und ZEN-Lehrer. Der renommierte Zukunfts- und Trendforscher Matthias Horx hat – aus der Retro-Prospektive von 2050 – einen zutiefst positiven und hoffnungsvollen Artikel für die Sonntagspresse verfasst. Eine Schauspielerin des Burgtheaters Wien hat mit der Rezitation eines Briefes von Albert Einstein an seine Tochter im Internet eine tief berührende Botschaft platziert.

Starke Zeichen einer tiefgreifenden Transformation. Tun wir unseren Teil dazu, dass JETZT eine radikal geschwisterliche, nachhaltige und respektvolle Welt möglich wird. Die neoliberale Wachstums-, Profit- und Ausbeutungslogik hat definitiv ausgedient.

Leicht möglich, dass unsere dritte Reiseschlaufe virusbedingt zur kilometerfreien UHU-Reise (ums Huus) mutiert …. derzeit eine „Reise mit offenem Ausgang“ …. doch hoffentlich eine Reise mit Wiederkehr. 

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