Hochachtung gebührt den coltivatori della domenica
Im locker-informativen Lesebuch von Dorothea Löcker (Lesereise Kulinarium Italien, Oliven, Wein und jede Menge Pasta, Picus-Verlag Wien, 2011) schlage ich das Kapitel „Oliven und Meer – die wichtigste Jahreszeit an der ligurischen Küste“ auf. Nebst landwirtschaftlichen, gastronomischen und kulturellen Informationen sind hier auch kritische Perspektiven auf die EU-Landwirtschaftspolitik herauszulesen. Tatsächlich wird die Differenz zwischen einem rational-technokratischen bzw. bürokratischen Effizienz-Denken einerseits und der naturgegeben arbeitsintensiven Olivenproduktion anderseits besonders drastisch sichtbar. Leidenschaftliche ligurische Olivenöl-Produzenten beklagen die mangelnde politische Unterstützung des Olivenanbaus, die bürokratischen Hürden und die ausbleibende Wertschätzung dieser Jahrhunderte alten Kultur.
„Für die wenigsten Anbauer ist der Olivenanbau noch Haupteinnahmequelle. Doch ohne die coltivatori della domenica, wie sie Franco Pullia nennt, was man am Besten vielleicht mit „Sonntagsbauern“ übersetzen könnte, läge noch viel mehr Land brach. Meist sind es alte Leute, die die Oliven pflegen, und häufig werden Arbeitskräfte aus Algerien, Marokko und Albanien eingesetzt. „Diesen coltivatori della domenica müsste man grösste Hochachtung entgegenbringen“ sagt Franco Pullia. „Sie sind eine Ressource, die man ermutigen und aufwerten müsste. Der regionale Olivenanbau … braucht genau diese Leute, die einen Teil ihrer Freizeit damit verbringen, diese appassionati, die eigentlich die Olivenhaine retten.“ (S.46)
Brennende Olivenbäume in Lecce
Ein pensionierter Sekundarlehrer aus der Schweiz engagiert sich offenbar schon jahrzehntelang für Apulien. Auf seiner Website lese ich einen aufrüttelnden Beitrag über die neueste Bedrohung der alten Olivenbäume. Dem heimtückischen Bakterium “Xylella fastidiosa”, das sich von Lecce her nordwärts ausbreitet und die Olivenbäume existenziell bedroht, muss anscheinend radikal entgegengetreten werden. Im grossen Stil werden da Hunderte und Tausende teils uralter Olivenbäume einfach verbrannt. Für mich ist nur allzu gut nachvollziehbar, dass dies bei einigen Menschen grössten Widerstand und Skrupel auslöst.
Der Verdacht, dass hier eine – gewiss ernstzunehmende – Bedrohung einmal mehr aus bürokratischer Perspektive und mit überdimensionierten Mitteln „abgeschossen“ wird, lässt sich nicht verdrängen. Und der Vergleich mit der „Feuerbrand-Hysterie“ welche in schweizerischen Obstbbaugebieten vor wenigen Jahren zu massenhaftem Fällen von Hochstamm-Obstbäumen Anlass gab, drängt sich mir unweigerlich auf. Um jene epidemische Bedrohung ist es jedenfalls auch plötzlich wieder still geworden … wie zuvor auch schon bei Vogelgrippe, SARS etc….
Bleibt zu hoffen, dass noch rechtzeitig andere Mittel und Wege gefunden werden, um diese Krankheit in Zaum zu halten. Ein Zeitungsartikel lässt hoffen …
Im Magazin von https://reineolive.de/olivenblaettertee-informationen.html lerne ich:
Olivenblättertee als Anti-Aging
Das Oleuropein sichert dem Olivenbaum das Überleben, denn es schützt ihn vor der Entstehung freier Radikale ebenso wie vor den Schäden, die Insektenfrass, Bakterien-, Viren- und Pilzbefall anrichten.
Der hohe Anteil an Oleuropein erhöht die Widerstandskraft des Olivenbaums so sehr, dass er in der Lage ist, überhaupt erst sein hohes Alter zu erreichen. Nicht nur das Oleuropein hilft beim Anti-Aging, sondern genauso das olivenblatteigene Chlorophyll. … Es stimuliert die Bildung der roten Blutkörperchen, trägt zur Reinigung des Blutes bei und regt die Zellatmung an. Damit stärkt es die Zellerneuerung und wirkt sich auf die Durchlässigkeit des Fasziengewebes aus. Gut durchblutete, erfrischte, erneuerte Zellen, die dazu eine längere Lebensdauer aufweisen – Chlorophyll ist einer der sekundären Pflanzenstoffe, deren Wirkung durchschlagender ist als so manches teure Anti-Aging-Produkt!
Das lässt ja noch hoffen, in unserem „Alter“ …. und vielleicht empfinde ich gerade deshalb diese besondere Faszination den Olivenbäumen und ihrer Geschichte gegenüber?