
„Dawos – lebendig wird.“ Unter diesem bewusst zweideutigen Titel fand am 17./18.September 2021 ein buntes Konzert-Wochenende statt in Zusammenarbeit mit dem Haldern-Festival aus Norddeutschland. Die Globalisierungsdynamik von Davos auf einen neuen – wesentlicheren, menschlicheren und begegnungsorientierten – Level bringen, das wäre die Absicht. Oder gemäss Ausschreibungstext: Es wird ein bunter Austausch von Menschen, die an die Möglichkeiten des ländlichen Raumes glauben, ihre Ideen und Zeit in die Hand nehmen und gemeinsam losgehen wollen, um etwas auf die Beine zu stellen. Hier wird gekocht, gesungen, getanzt und der Überraschung der Hof bereitet. Keiner, der hier nicht Platz finden kann. Sie sind herzlich eingeladen einen oder beide Tage/Abende im Schloss zu verbringen. … Mit dem Beginn der Pandemie und der damit einsetzenden Stille der Welt hat das Haldern Pop Festival die Initiative ergriffen und den europäischen Dialog „Jetzt reden die Dörfer mit Europa“ in Gang gesetzt. Es geht um das Loslaufen jedes Einzelnen zum wesentlichen Ganzen. Dörfliche Begegnungen und Austausch mit der Erfahrung der Alten und vorangetrieben durch die Energie und den Mut der Jungen. Wir wollen freilegen, wertschätzen und miteinander reden, wohlwollend und streitbar unsere Möglichkeit abwägen, gemeinsam voneinander lernen.
Die zwei Tage haben uns mit der Zürcher Singer/Songwriterin Lea Lu und dem virtuosen Akkordeonisten Mario Batkovic zwei beeindruckende Konzerte in der Blumenfelder Kirche beschert. Schönes Wetter begleitete den erweiterten und sehr gemütlichen Freitagabend-Stamm. Das thematische Podiumsgespräch vom Samstagnachmittag fand in fast schon sommerlicher Liegestuhl-Atmosphäre auf dem Schlossplatz statt. Nur der Party-Abend mit DJ-Musik im Schlosshof brachte für meinen persönlichen Geschmack viel zu viel BumBum und Lärm.
Ob wir mit diesem Anlass den oben formulierten Anspruch bezüglich dörflicher Begegnungen eingelöst und nachhaltig umgesetzt hatten? Bestimmt haben vereinzelte inspirierende Gespräche stattgefunden und man darf gespannt sein, welche mittelfristige Resonanz daraus erwachsen wird. Dennoch muss wohl nüchtern festgestellt werden: solange keine wirklichen Nachhaltigkeitsziele formuliert sind, kann man sie auch nicht verfehlen.
Mich jedenfalls hat der Anlass inspiriert, erstmals umfassende Erfahrungen mit dem Feuerküche-Angebot zu machen: Chili-con-carne-Eintopf vom Holzofen, Chili-sin-carne vom Dutch-Oven (ein Gusseisen-Topf, der mitten ins Feuer gestellt wird), ein Snack aus Baby-Berg-Kartoffeln vom Feuer sowie Pizzas aus dem improvisierten Ofen.
Aus den Esche-Schwartenbrettern eines uns freundschaftlich gesinnten Bauernhofs ist mit der Motorsäge eine improvisierte Theke entstanden: diese Ambiance wie auch die Art der Feuerküche hat Anklang gefunden. Hoffen wir auf schöne Herbsttage, damit die Feuerküche noch mehrere Male in Einsatz kommen kann.