
Als passioniertem Paddler auf Bodensee, Rhein und Donau ist mir schon beim ersten Kontakt mit dem Summer of Pioneers bewusst geworden, dass wir hier im Hegau auf einem besonderen Stück Erde stehen. Die europäische Hauptwasserscheide durchquert einen beträchtlichen Teil des Gemeindegebietes der Stadt Tengen und ihrer Teilorte. Wir stehen gewissermassen auf dem Scheitel Europas; hier entscheidet sich, welches Wasser zur Nordsee und welches zum schwarzen Meer fliesst.
Besonders nekisch aber auch, dass nicht weit von hier, in der Donauversinkung (Donauversickerung) bei Immendingen sich ein hydrologisch subversives Phänomen ereignet. Dort versickert ein schöner Teil der oberen Donau, um die Hauptwasserscheide in unterirdischen Karsthöhlen zu unterlaufen … und in der Aachquelle einem neuen Wassersystem zuzustreben. Statt via Donau zum Schwarzen Meer fliesst es via Radolfzeller Aach und Untersee zum Rhein und damit der Nordsee zu. Wunderbar eigenwillig.
Beim gestrigen Empfang von Gemeinderat und Vereinsvorständen habe ich einen alteingesessenen Blumenfelder zur europäischen Wasserscheide befragt. Die Menschen hier seien sich dieser Tatsache wohl kaum bewusst. Er befand das Thema jedoch als sehr interessant und mitunter auch touristisch relevant. Denn im fränkischen Ansbach gibt es bereits einen knapp 100km langen Wasserscheideweg.
Frühmorgens erwacht, kreisen meine Gedanken sogleich wieder um die Wasserscheide. Dank Internet finde ich sehr bald heraus, dass ein Konstanzer Autor und Journalist, (Schwerpunkt Sprache und Geografie) sich intensiv mit dem Verlauf der Wasserscheide im süddeutschen Raum auseinandergesetzt hatte. Wäre schön, wenn ich ihn für einen Gesprächsabend im Schlosscafé gewinnen kann. Probieren geht über studieren.
Die weitere Recherche führt mich dann auf eine weitere Perle: ein amerikanischer IT-Fachmann in Berlin hat sich ebenfalls vom Thema faszinieren lassen. Aus Nordamerika waren ihm die drei grossen Langstrecken-Trails wohlbekannt: der Continental-Divide-Trail, ein 4873km langer Wasserscheideweg über die Rocky Mountains von Mexiko bis Kanada, ist der spektakulärste davon. Sowas müsste es doch auch in Europa geben. Ja, bestimmt. Sein besonderes Verdienst; er hat eine Website aufbereitet, welche den ganzen „europäischen Continental Divide-Trail“ mit hochaufgelöstem Kartenmaterial der jeweiligen Landestopographien nachvollziehen lässt. Gleich ein weiterer Wunsch-Gesprächspartner für einen Gesprächsabend im Schlosscafé.
Ich werde die faszinierende Idee eines European Continental Divide Trails – einer verbindenden Linie von Gibraltar bis Sibirien – weiter im Auge behalten.