
Wir stecken mitten in einem hoch spannenden sozialen Experiment.
Die landläufige Meinung besagt: wo Menschen zusammen sind und etwas Nützliches hervorbringen sollen, da braucht es einen Chef. Oder: Menschen arbeiten grundsätzlich nur, wenn sie damit etwas verdienen können. (Alle) Menschen sind grundsätzlich Egoisten, der eigene Geldbeutel sitzt jedem/jeder am Nächsten. (Wahlweise alle oder die Meisten) Menschen sind machtgierig und auf den eigenen Vorteil bedacht. Wer das nicht wahrhaben will, ist ein Sozialromantiker.
Hier im Schloss Blumenfeld sind 20 Menschen zusammengekommen, die sich allesamt auf ein ehrenamtliches Engagement einlassen. Aus purer Leidenschaft für die Vision einer begeisternden, respektvollen und nachhaltigen Lebens- und Arbeitsform. Unser „Lohn“ wird die gemeinsame Erfahrung und das voneinander Lernen sein, der Spass am kreativen und inspirierenden Zusammenwirken, die Freude über gemeinsame Inspirationen, die so nur in ergebnisoffenen und zu-falls-offenen Prozessen auftauchen können.
Wenn auch moderne digitale Arbeitsinstrumente unseren Alltag prägen und mitbestimmen, so sind wir doch in erster Linie als bunte und zu-fällige Gemeinschaft von Menschen allesamt mit Kopf, Herz und Hand unterwegs. Das ganzheitliche Wohlbefinden in allen Dimensionen unserer Existenz ist Mittelpunkt und Ziel unseres Wirkens. (Bestimmt einer der wesentlichen „Erfolgsfaktoren“ für das Schlosscafé.)
Was heisst das konkret? Wie sieht unser Alltag konkret aus? Wie wird unser 6-monatiges Experiment gemeinschaftlichen Lebens und Arbeitens ausgehen? Was werden wir aus dieser Erfahrung lernen? Ich bin selbst hoch gespannt, was ich hier nach sechs Monaten schreiben werde. Vorerst einige Beobachtungen eines Parteiischen:
- Ja, wir haben auch „Knörze“. Doch unter dem Motto „einfach machen“ kommen wir meist zu pragmatischen Lösungen. Es ist ja nichts „für die Ewigkeit“ und wir können nachbessern, wenn sich eine Massnahme als nicht ideal erweist.
- Ja, zuweilen ist es schwierig, zu einer einheitlichen Entscheidung zu kommen. Besonders, wenn noch gar nicht alle da sind oder einige bereits wieder abwesend sind. Der Open-Space-Grundsatz „wer immer auch kommt, es sind genau die Richtigen“ (oder in leichter Abwandlung „wer da ist, ist da; wer nicht da ist, ist nicht da“) hilft uns, handlungs- und entscheidungsfähig zu werden.
- Die digitale Plattform SLACK ermöglicht uns, Ideen und konkrete Vorschläge auf einer allen zugänglichen Ebene zu platzieren, gezielt Stellungnahmen dazu einzuholen und mit klarer Befristung Entscheidungen herbeizuführen.
- Es ist immer wieder überraschend und erstaunlich, wie die Selbstorganisation aus der Gruppe heraus funktioniert: spontan übernimmt jemand eine timekeeper-Rolle, eine andere Person übernimmt die Ergebnissicherung und/oder kommunikative Aufgaben, ein anderer wirft einen konkreten Lösungsvorschlag ein.
- Und der Ideen sind ohnehin genug … wie züngelnde Flammen entzündet der eine Gedanke den nächsten. Vom „man könnte noch …“ zum „ich mach dann schon mal …“. So kommt echt Vieles auf die Beine.