Ruedi und Monica waren unser letzter Besuch vor der Corona-Krise. Ein genussvolles, fröhliches und spielerisches Wochenende, jedenfalls zumeist. In unseren Gesprächen kamen wir natürlich auch immer wieder auf die Ungewissheit zu sprechen, was wohl noch auf uns und die Welt zukommen mag. Tags darauf die bundesrätliche Verschärfung der Massnahmen, die letzte Stufe vor der Ausgangssperre.
Meine Gedanken drehen sich oft um die kritische Sicht auf unsere gesellschaftliche Entwicklung – und dass die „Grenzen des Wachstums“ demnächst erreicht sind. Monikas unvermittelte Frage „wenn Du nochmals zur Welt kommen würdest, welchen Beruf würdest Du wählen?“ liess mich innehalten und nachdenken.
„Gärtner“, Gärtner im realen wie auch im übertragenen Sinne, jemand der sich mit der Erde verbindet, in der Erde wühlt, „sich die Finger schmutzig machen“ mag und gleichzeitig jemand, der stets auch die Meta-Ebene im Blick hat, über die tieferen Zusammenhänge nachdenkt – und diese auch für andere Lebensbereiche erschliessen kann. Ja, diese Umschreibung (m)eines künftigen Berufs fühlt sich schon ziemlich stimmig an. Sie weckt die Erinnerung an mein Vorstellungsgespräch als Institutionsleiter vor 12 Jahren. Damals umschrieb ich mein Führungsverständnis mit derselben Metapher: ein Gärtner sorgt für wachstumsförderliche Rahmenbedingungen, in denen Gedeihen kann, was eh schon angelegt ist.
Seit meiner vorzeitigen Pensionierung entwickle ich ein leidenschaftliches Interesse für die Denkansätze der Permakultur, für ganzheitliche und integrative Lebensräume und für die Vielfalt an zukunftsweisenden öko-sozialen Projekten. Solche Experimente des Zusammenlebens und zusammen Arbeitens, die in ihrer Kreativität, im Akzeptieren der Verschiedenheiten (Diversität) und in der gegenseitigen Rücksichtnahme und Achtsamkeit neue Wege gehen, beeindrucken mich.
Link zum Beitrag „ökodörfer weltweit“
Hie und da schleicht sich ein leises Bedauern ein, dass ich vielleicht zu lange in dieser Welt des neoliberalen Wachstumszwangs ausgeharrt (und zuweilen gar mitgestaltet?) hatte. Anderseits: die ausbeuterische Globalisierungs-Logik und das immer wahnwitzigere Züge annehmende neoliberale Sachzwangdenken kamen schleichend. Mit meinem beruflichen Engagement im Sozialbereich hatte ich mir ja ausdrücklich einen Gestaltungsraum gesucht, der noch menschliche Beziehungen, persönliche Verbundenheit und sinnstiftende Entwicklungsarbeit zuliess. Dass auch dieses Berufsfeld in relativ kurzer Zeit von der Profitmaximierungslogik überrollt werden sollten, war nicht absehbar.
Und aus der Meta-Sicht betrachtet?
Der Weg ist der Weg, es gibt keine Abkürzungen, sowohl gesellschaftlich wie auch persönlich nicht. So gesehen ist die
„Corona-Krise“ nur folgerichtig. Lasst uns daraus lernen!