Ist das nicht praktisch – und entlastend? Jedes Mal, bevor ich den Laptop abstelle und mich vom Schreibtisch erhebe, bietet sich mir die Gelegenheit zum „Energie sparen“. Das Hauptmenu gibt mir die Wahl zwischen „Herunterfahren“, „Energie sparen“ und „Neu starten“. Wie wunderbar: wenn ich aufhöre zu arbeiten, spare ich gleichzeitig Energie – meine Energie. Ich erhalte Gelegenheit neu zu schöpfen, mich anderem zuzuwenden, Ausgleich zu finden.
Ich hätte auch „Herunterfahren“ wählen können: dies spart erst Recht Energie, die elektrische wie auch meine persönliche. Abschalten, zur Ruhe kommen – auf dass ich zur gegebenen Zeit wieder „Neu starten“ kann.
Sowas Ähnliches scheinen wir derzeit als ganze Weltgemeinschaft zu erleben: der „Corona-Virus“ unterbricht die wahnwitzige Betriebsamkeit im Hamsterrad. Es liegt an jeder/jedem Einzelnen von uns zu entscheiden, ob sie/er jetzt die Funktion „Energie sparen“ oder „Herunterfahren“ wählen will; zum „Neu starten“ ist es jedenfalls noch zu früh.
Eine Zwangspause tut gut. Sie unterbricht die Spirale des „immer schneller“ und „immer grösser“. Vielen von uns ist schon seit geraumer Zeit bewusst, dass es so nicht weitergehen kann. Das gesellschaftliche Tempo, die pausenlose mediale Berieselung, die grenzenlose Mobilität, der vermeintliche Wachstumszwang, die rücksichtslose Profitmaximierungs-Logik – dies Alles ist nur zu haben um den Preis der Ausbeutung aller Ressourcen, der irdischen wie auch der persönlichen.
Nutzen wir die Pause zur grundsätzlichen Neubestimmung der persönlichen Werte: wofür will ich meine Energie und Lebenszeit wirklich einsetzen? Was tut mir wirklich gut? Wofür lohnt es sich zu leben?