Aetna – Etna – Mongibello

„Der Ätna (italienisch Etna oder auch Mongibello) ist mit rund 3323 Metern über dem Meeresspiegel der höchste aktive Vulkan Europas. Er liegt auf der italienischen Insel Sizilien zwischen Catania und Messina. Am 21. Juni 2013 hat die UNESCO den Ätna in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen.“ Was Wikipedia so nüchtern umschreibt, wird für uns zu einem ganz besonderen Erlebnis zwischen zwei Olivenernte-Wochen.

(Da die drei Brüder, die den aus der Familientradition stammenden Olivenhain unterhalten, unter der Woche anderen Arbeiten nachgehen, konzentriert sich unser Einsatz hauptsächlich auf die Zeit von Freitag bis Dienstag. Mittwoch und Donnerstag sind dann unser „Wochenende“. Deshalb am Dienstagmorgen nochmals fleissiges Olivenlesen, Aeste wegräumen und den APE-Transporter mit den rund 300kg gepflückter Oliven beladen.)

So fahren wir am Dienstag spätnachmittags in Ali los. Die steile Ausfahrt aus dem Olivenhain schafft unser Fiat Ducato in dieser Richtung bestens … und bereits nach einer guten Stunde stehen wir auf dem Stellplatz Area Sosta Camper Spuligni in Zafferano Etnea, mit direktem Blick auf den rauchenden Berg. Während Renata Apéro und Abendessen richtet, besorge ich den Einkauf und die Buchung einer Tour für den nächsten Tag. Da der Aetna erst im August wieder gespuckt hatte, ist die Gipfelzone derzeit komplett gesperrt. Der Wetterbericht verspricht die letzten schönen und sichtigen Tage vor einem markanteren Wetterwechsel.

So starte ich Mittwochs um 9 Uhr zur geführten Tour auf die Aetna Nordseite. Per Allradfahrzeug geht es an einigen teilweise zerstörten und weitgehend verlassenen Dörfern vorbei in Richtung Piano Provenzano. Auf dieser Fahrt wird eindrücklich erlebbar, wie die Fauna mit ansteigender Höhenlage wechselt: zuerst geht es durch Eichenwald, dann mehrheitlich Kastanienwald, Kiefernwald und schliesslich durch die Zone der endemischen Birkenart. Die Birkenwälder haben eine ähnliche Herbstfärbung wie die Lärchen und erinnern von weitem teilweise ans Engadin. Nach der Baumgrenze dominiert das Steppengras, welches dann schon ganz marokkanisch anmutet (Steinwüste). Wir besteigen eine Gruppe von sieben kleinen Nebenkratern, welche – einem unterirdischen Lava-Kanal entlang – in einer Linie aufgereiht sind, wie an einer Perlenkette. Zum Abschluss durchsteigen wir noch die Grotta dei Ladrini, eine Lavahöhle mit drei Kamin-Öffnungen. Zusammen mit den riesigen Lavafeldern, die noch nach Jahren schroff, schwarz und abweisend daliegen und in denen sich die Vegetation nur äusserst langsam festsetzen kann, entsteht ein überwältigender Eindruck von der gleichzeitig formenden wie auch zerstörenden Kraft der Natur.

Nachmittags fahren wir mit unserem Camper auf kurvenreicher Strasse zum Rifugio Sapienza auf knapp 2000 Meter hoch. Fantastische Aussicht, beeindruckende Natur. Nahe beim Parkplatz des Rifugio Sapienza können die Nebenkrater Sylvestri gefahrlos bestiegen werden. Und auf dem Krater „la Capannina“ ist der Sonnenuntergang besonders schön zu beobachten.

Ein aussergewöhnliches Glück, wenn man mit dem Camper eine solche Destination antizyklisch anfahren kann: hochfahren, wenn die Autoschlange schon abwärts kommt und der Rummel des Tages sich gelegt hat – und runterfahren, bevor der Rummel des nächsten Tages wieder losgeht. Denn tatsächlich ist hier tagsüber viel los, Seilbahnen, Allradfahrzeuge, Quads, Souvenirstände etc.. Wir übernachten auf einem Ausstellplatz beim Rifugio Sapienza, doch was heisst schon übernachten: mir scheint, der Berg habe soviel Energie, dass ich kaum zum Schlafen komme. Ich liege wach und beobachte Himmel, Sterne, die Lichter von Catania, das Kommen und Gehen ganz vereinzelter Autos (Hotelpersonal?). Mit der Morgendämmerung zieht es mich wieder raus; eine fantastische und dramatische Morgenstimmung lässt den angekündigten Wetterwechsel bereits erahnen.

Auf der Weiterfahrt nach Adrano schlängelt sich die Strasse erneut durch imposante Lavafelder bergab. An den Südhängen des Aetna zeigen sich neue Facetten einer äusserst fruchtbaren Lava-Landschaft. Wir sind erstaunt, wieviele Einheimische uns auf dieser schmalen Nebenstrasse schon frühmorgens entgegenkommen: sie sind ganz offensichtlich auf dem Weg zum Kastaniensammeln, Pilze sammeln, Wein- und Obstgärten bestellen, bevor der Regen kommt.

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