Aus Stein gehauen – Cave di Cusa und die Tempel von Selinunte

Wir sind wieder mal unserer Leidenschaft auf der Spur: schlichte und einfache Formen in Stein. Spuren der Zeit und der Vergänglichkeit. Zunächst besuchten wir die Cave di Cusa, jene Steinbrüche, in denen die riesigen Säulen für die griechische Tempelanlage von Selinunt direkt aus dem Boden gehauen wurden. Was heute ein lieblicher Olivenhain ist und zum Spaziergang einlädt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Steinbruch im Tagebau: offenbar wurde der Kalkstein in dieser flachen Gegend etagenweise dem Boden abgerungen, Lage um Lage. Die sich konisch verjüngenden Säulen-Elemente sind zum Teil mannshoch mit einem Durchmesser von bis zu zwei Metern. Ein Rätsel, wie solche Werkstücke damals gehoben und über hopprige Strassen nach Selinunte transportiert werden konnten.
(Das erinnert uns unweigerlich an die Steinbrüche im Anjou, in denen der Muschelkalk für den Bau zahlreicher Loire-Schlösser aus dem Boden gehauen wurde. Dort oft in Flaschenform in die Tiefe hinunter.)

Die Tempelanlagen und die Akropolis von Selinunte liegen in spektakulärer Lage direkt am Meer. Die gigantischen Dimensionen lassen Staunen … und wirken gleichzeitig befremdlich. Die Trümmerfelder mit den riesengrossen „Bauklötzen“ werfen Fragen auf: wie wurden diese Säulen erstellt? Und wie konnte diese Masse später wieder zerstört werden? Da müssen unermessliche Kräfte am Werk gewesen sein. Wie auch immer, selbst solche Massen unterliegen der Vergänglichkeit.
Ist es ein Zufall, dass ich derzeit das Buch „Homo Deus“ von Yuval Noah Harari am lesen bin? Eine literarische Auseinandersetzung über das Streben der Menschheit nach gottgleichen Kräften, ein Zukunfstszenario. Das wäre dann jedenfalls nichts Neues.
Weitere Informationen zur archäologischen Aktualität bzw. zum Geheimnis von Selinunte finden sich in der Frankfurter Rundschau vom 4.3.2018.

Aus Stein geschliffen – faszinierende Natur am Capo Bianco

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