Woche 4 / 15.- 18. (21.) April 2019

Am Montagmorgen verlassen wir den super schönen Stellplatz von La Chapelle-Saint-Mésmin bei sehr windigem und immer noch kühlem Wetter. Bereits nach 20km der erste Halt in Beaugency: der angegebene Stellplatz am Loire-Ufer ist aufgehoben oder nur saisonal zugelassen (ev. ab Mai). Während wir noch um einen Parkplatz werweissen, kommen bereits Marlis und Heinz mit ihren Rädern ums Eck: Der pure Zufall ermöglicht uns einen gemeinsamen Ortsrundgang mit anschliessendem Kaffee am Dorfplatz. Danach besichtigen Renata und ich noch die sehenswerte romanische Kirche St.Maurice; das Wetter klart auf, die durch das Glasfenster fallenden Sonnenstrahlen zaubern ein buntes Farbenspiel auf Renatas Gesicht. Danach fahren wir zum Einkauf und dann zu unserem Logis: die Ferme de l’Isle in Avaray bietet für Marlis und Heinz ein B&B für die kommenden zwei Nächte und für uns einen super ruhigen Stellplatz im Innenhof des grossen Landwirtschaftsbetriebs. Die Abendsonne lässt die versprochene Wetter-Besserung bereits erahnen: wir geniessen den Apéro zwar noch in Jacken, aber doch schon im Garten. Danach dürfen wir den rustikalen Aufenthaltsraum im ehemaligen Pferdestall nutzen, um uns ein festliches Essen zuzubereiten. Genussvolles Dinieren am grossen Cheminée.

Für Dienstag ist Regenwetter angesagt, weshalb wir zu viert im Camper nach Schloss Chambord fahren. Dieses Schloss beeindruckt uns alle mit seiner einzigartigen Architektur, besonders die monumentale zentrale Wendeltreppe, welche in der Form einer Doppel-Helix angelegt ist und sämtliche Stockwerke erschliesst. Hier kann man gleichzeitig aufwärts und  abwärts unterwegs sein, ohne sich zu begegnen. Die geniale Grundidee zu dieser Treppe wird Leonardo da Vinci zugeschrieben, welcher in seiner letzten Lebensphase angeblich am Hofe des Königs Franz 1. in Amboise gelebt haben soll. Die Schloss-Besichtigung ist auch in museums-didaktischer Hinsicht äusserst zeitgemäss und sorgfältig konzipiert, eine hilfreiche animierte Video-Präsentation lässt die Gesamtidee der Gebäude, aber auch deren Entwicklungsphasen durch die verschiedenen Epochen sehr eindrücklich nachvollziehen. Inspiriert und angeregt fahren wir anschliessend weiter nach Blois, wo ein Stadtrundgang den Ausflug abschliesst. In der Kathedrale von Blois treffen zufällig gerade die letzten Chormitglieder ein zur letzten Probe vor den Oster-Feiertagen. Eine lebhafte und temperamentvolle Einstimmung. Die Jardins de l’Evèchée, die Gärten des Bischofssitzes sind gleich daneben angelegt, erinnern in ihrer Anlage und mit ihrer super Aussichtslage an die Münsterplattform in Bern. Der Rosengarten hat vereinzelte erste Blüten; in gut einem Monat wird er bereits in voller Pracht erstrahlen. Anschliessend fahren wir zurück zu unserer Ferme und geniessen das erste Spargel-Menu der Saison, mit Spargeln aus der Sologne.

Der Mittwoch bringt den ersehnten Wetter-Umschwung, ist aber bereits auch schon der Tag des Abschieds von Marlis und Heinz. Sieh fahren per Rad den Loire-Weg weiter nach Chateauneuf-sur-Loire, während Renata und ich kreuz und quer durch die Sologne kurven. Diesmal bei Sonnenschein passieren wir nochmals beim Chateau de Chambord, dann ein kurzer Blick von Aussen auf Schloss Chauvency und das umgebende Dorf. Mittagspause in einem lichten Buchenwald, dann spazieren wir um das als Wasserschloss angelegte „Chateau du Moulin“, welches still und abgelegen den Charme eines – sympathisch bescheidenen – Dornröschen-Schlosses ausstrahlt, weit ab von den Touristen-Massen. Wir entfernen uns mit dieser Fahrt zunächst von der Loire, queren das Tal des Cher und wechseln ins Tal des Indre. Den Stellplatz für die Nacht finden wir im wunderschön gelegenen anmutigen und geschichtsträchtigen kleinen Ort Montrésor. Das Dorf schmiegt sich an die Burgfelsen einerseits und an die Ufer des Indrois anderseits, ein beschaulicher kleiner Wiesenfluss, – wie es der Name schon sagt, der kleine Bruder des Indre. Der Ort fungiert unter den schönsten Dörfern Frankreichs, pflegt sein Erbe bewusst und ist dennoch authentisch und sympathisch geblieben. Vom idyllischen Uferweg am Indrois aus lässt sich das abendlich erleuchtete Kulisse des Orts wunderbar geniessen; und das Vogelkonzert, Enten, Fledermäuse und gar ein Biber komplettieren das abendliche Erlebnis.

Am Donnerstag besuchen wir die nahegelegene Ortschaft Loches am Indre. Auch hier eine beeindruckende Oberstadt mit mehrteiliger Schloss-Anlage und wunderschöner Aussicht. Der pulsierende Ort ist bekannt für seinen Tuffstein-Steinbruch, welcher in seiner äusserst feinen Struktur von Bildhauern sehr geschätzt wird. Mehrere Stellplätze. Nachmittags Weiterfahrt ins Tal der Vienne und schliesslich zu „unserem Schloss-Weingut“, wo wir für gut zwei Wochen unseren ersten grösseren Workaway-Einsatz absolvieren werden.

In St.Germain-sur-Vienne werden wir auf dem Schloss-Weingut „Château du petit Thouars“ erwartet. Schon die Zufahrt ist ein Eintauchen in eine neue Welt, der Kiesweg führt von der Strasse weg, durch die Kastanien-Allee in dichtes Grün. Nach einigen Kurven taucht ein prächtiges Kalkstein-Gebäude auf, welches eine grosse Lichtung überragt. Soweit das Auge reicht bloss Wald in den zartesten Farbnuancen des beginnenden Frühlings: hellgrün, dunkelgrün, graugrün, gelblich, grün mit leichtem Braunton, eine schier grenzenlose Palette. Ebenso beeindruckend das dichte Gewirr unzähliger Vogelstimmen. Noch am ersten Abend beobachten wir aus dem Zimmerfenster Feldhasen und eine Fasanen-Familie (Vater, Mutter und zwei Töchter), die hier ganz offensichtlich heimisch sind. Der Fasan wehrt mit seinem durchdringenden hustenähnlichen Krächzen ab und zu ein paar aufdringliche Krähen ab.

Über die Erfahrungen im Schloss-Weingut gibt’s beizeiten einen eigenen Beitrag.

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